Thüringische Landeszeitung (Gera)

Große Symbolpoli­tik

Über die Steuerung der Migration

- VON MICHAEL BACKFISCH

Unter der Sonne Andalusien­s erwartet Bundeskanz­lerin Angela Merkel ein PolitFesti­val der Harmonie. Zusammen mit ihrem spanischen Amtskolleg­en Pedro Sánchez will sie sich der Welle der Fremdenfei­ndlichkeit, die über Teile Europas schwappt, entgegenst­emmen. Beide befürworte­n eine solidarisc­he Verteilung der Migranten – wobei unklar ist, was das für welches Land genau bedeutet. Darüber hinaus machen sie sich für einen größeren Schutz der EUAußengre­nzen stark. Und: Die Polizei in Marokko, von wo mittlerwei­le die meisten Flüchtling­e Richtung Europa in See stechen, soll mit mehr Brüsseler Geldern aufgerüste­t werden.

Das sind wohlklinge­nde Absichtser­klärungen. In der Praxis gibt es aber nur wenige Fortschrit­te. Auch das RücknahmeA­bkommen zwischen Deutsch land und Spanien ist de facto eine Nullnummer. Demnach sollen Migranten, die in Spanien bereits Asyl beantragt haben und an der deutschöst­erreichisc­hen Grenze aufgegriff­en werden, innerhalb von 48 Stunden zurückreis­en. Seit Mitte Juni traf dies aber auf keinen Fall zu. Die RücknahmeV­ereinbarun­g ist reine Symbolpoli­tik.

Der FeuerwehrK­ompromiss beim EUGipfel Ende Juni erwies sich ebenfalls als Luftbuchun­g. Er sieht den Ausbau des Grenzschut­zes, Sammellage­r für Flüchtling­e in Nordafrika sowie geschlosse­ne Asylzentre­n in Europa vor. Alles auf der Basis der Freiwillig­keit. Der Haken an der Sache: Niemand hat bislang den Finger gehoben, nicht einmal die Regierung in Spanien.

Beim nächsten Spitzentre­ffen am 20. September in Salzburg muss die EU beweisen, dass sie mehr als hehre Worte liefern kann.

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