Thüringische Landeszeitung (Gera)
Die Bundesliga kann kommen
Trainingslager der Ringer in Greiz. Ahmet Cakici und Rainer Oehme erinnern sich an Greizer Tage. Vladimir Gotisan fliegt von Moskau ein
GREIZ. Rainer Oehme war gespannt. Wo wird denn das Trainingslager der Greizer Ringer stattfinden? In der Jahnturnhalle oder in der Sportschule? Doch dann führte ihn das Navi ins Aubachtal, in die neue Ringerhalle. „Ein Schmuckstück, da macht es doch Spaß, Ringen zu schauen“, sagt der gebürtige Werdauer und freut sich, dass der RSV Rotation Greiz in der 1. Bundesliga kämpft. Der Greco-Spezialist hat zwei Jahre für Greiz gerungen, erinnert sich gern an die Ligakämpfe. Als die Greizer den Aufstieg in die Bundesliga schafften, entschied er sich für einen Wechsel nach Werdau, das ebenfalls erstklassig kämpfte. „Das hat nichts mit Greiz zu tun, aber wie sollte ich das meinen Eltern erklären, wenn Bundesliga in Werdau ist und ich für Greiz ringe.“
Seit der Wende wohnt Oehme in Mömbris, freute sich, dass die Greizer wieder zum dreitägigen Trainingslager einluden. „Da geht einem das Ringerherz auf, drei Matten und auf allen tummeln sich die Ringer und alle ziehen gut mit.“Ahmet Cakici, der beim früheren Bundesligisten die Freistiler trainiert, nickt zustimmend. „Das passt, da kommen wir auch mal aus dem Trainingseinerlei heraus, können mit anderen, guten Leuten trainieren.“Auch er ist nicht das erste Mal in Ostthüringen. Als Anfang 1990 in Greiz der letzte Ringer-Länderkampf DDR gegen BRD über die Matten ging, war er im Limit bis 68 kg dabei. „Die Greizer haben sich sehr viel Mühe gegeben, es waren gute Kämpfe“, sagt der 55-Jährige. Und mit dem erfolgreichsten Greizer Ringer Uwe Neupert hat er die Wiedervereinigung bereits bei der Freistil-WM 1989 in Martigny vorweg genommen. Uwe Neupert und Ahmet Cakici mussten als Bronzemedaillengewinner zur Dopingprobe, doch es wollte und wollte nicht klappen. „Da hat Neupi zu mir gesagt. Komm Kleiner, setz dich mal zu mir. Trink mal ein Bierchen. Nach dem vierten war der Becher voll und ich auch.“Und als die Greizer Ringer mit dem Einzug ins Bundesliga-Halbfinale gegen den KSV Aalen ihren größten Erfolg nach der Wende feierten, war der gebürtige Türke als einer der Trainer in der mit 1800 Zuschauern gefüllten Greizer Halle. Greiz kämpft nun wieder in der Bundesliga. Mömbris-Königshofen in der hessischen Oberliga, gleichbedeutend mit der zweiten Liga.
Während des Gesprächs schaute er immer wieder auf Matte zwei zu Vladimir Gotisan. „Ein Klassemann, der kann sich bewegen, hat das Gefühl fürs Ringen.“Der Moldawier hatte sich am Freitagmorgen in Moskau, wo er als Nachwuchstrainer beim ZSKA Moskau arbeitet, in das Flugzeug gesetzt und war nach Berlin geflogen, nach knapp vier Stunden Autofahrt in Greiz die Ringerstiefel geschnürt. Das Trainingslager war ihm wichtig. „Ich brauche das Training“, sagt er, „die Bundesliga ist noch einmal ein anderes Kaliber, da muss man sich gut vorbereiten.“Tino Hempel hört
Dopingkontrolle: Neupert und Cakici mühen sich
es gern, denn der Freistiler soll einer der Punktebringer in der Bundesliga werden. „Die Vorfreude auf den Bundesligastart wächst von Tag zu Tag“, sagt der Greizer Trainer, der beim Bundesliga-Halbfinale in der Saison 2001/2002 noch selbst auf der Matte stand. „Wir haben eine gute Truppe zusammen, da, wo es nötig war, haben wir uns verstärkt. Wacker Burghausen, Nürnberg und Hallbergmoos sind kaum zu schlagen, die erwarte ich vorn, aber dann könnten schon wir kommen.“