Thüringische Landeszeitung (Gera)
In Grochwitz braut sich was zusammen
Monika Schulz hat sich mit der Croxer Manufaktur einen Traum erfüllt
GROCHWITZ. Wer aus Bayern kommt, mag Bier. Hat es mit der „Muttermilch aufgesogen“. „Seit ich Bier trinken darf, trinke ich es“, sagt Monika Schulz. Die
49-Jährige stammt von dort, aus dem oberbayerischen Wolfratshausen, knapp 40 Minuten von der Landeshauptstadt entfernt. In München gab um 1800 etwa
80 Brauereien. Heute die Wiesn, die Massen anzieht.
Schulz, die gelernte Bauzeichnerin, Gesundheitsberaterin und Betriebswirtin verlässt für eine Weile das Bierland, zieht mit ihren fünf Töchtern nach Frankreich. Sie träumt vom Bierbrauen. Alle kommen wieder zurück. Die Mädchen sollen eine Schule besuchen, in der sie frei entscheiden können, welchen Abschluss sie haben möchten. Greiz hat eine solche.
In Grochwitz (Gemeinde Harth-Pöllnitz) findet der Weiberhaushalt den Vierseithof von
1854, wird sesshaft. „Das Grundstück gehört meiner Schwester“, will Monika Schulz erwähnt wissen. Hier finden sie Ruhe und die Mutter kann den Weg zur Bierbrauerin gehen. Er ist holprig, manchmal stolpert sie, fällt aber nie hin.
In der Croxer Manufaktur in Grochwitz soll eine hofeigene Brauerei mit Spezialitäten entstehen. Das Projekt bringt ihr im Januar vergangenen Jahres den Hauptpreis eines Gründerwettbewerbs in Ostthüringen ein. „Innerhalb von zehn Tagen habe ich das Konzept geschrieben“, erinnert sich Monika Schulz. Sie geht damit zu Banken. Die lassen sie abblitzen. Gehör schenkt ihr die Thüringer Aufbaubank. Monika Schulz erhält Startkapital.
Mit einer gehöriger Portion Zuversicht und einer Menge Muskelkraft legen alle los. „Der letzte Bauabschnitt liegt gerade mal sechs Wochen hinter uns. Jetzt kann ich mich endlich nur noch aufs Brauen konzentrieren“, zeigt sich Monika Schulz erleichtert. Sie trägt eine Lederhose, „wie die traditionellen Brauer eben.“Drei Sorten Bier gibt es aus der Croxer Manufaktur. Nebenbei erklärt die Brauerin. „Die Grochwitzer nennen sich Gruxer und daraus entstand Croxer.“Eine süffige Hommage an die Einwohner des kleinen Dorfes.
Monika Schulz füllt Kellerbier Croxer Kupfer, das Weißbier Croxer Burgweisse und das Pils Croxer Gold ab – naturbelassen sind sie alle. Die Etiketten entwirft sie selbst.
Auf der Suche nach dem unverwechselbaren Geschmack testet die 49-Jährige, verändert immer wieder die Malze, probiert unterschiedliche Gärzeiten. Sie notiert jede kleine Veränderung bis zum perfekten Rezept. „Im November 2017 habe ich die erste Flasche Croxer Kupfer in den Händen gehalten. Da ist die erste Anspannung abgefallen.“Die nächste, als sie sämtliche Genehmigungen in einer Mappe abheften kann.
„Das Sudhaus, in der die 100Liter-Anlage steht und ich aus einem Brauvorgang 400 Flaschen bekomme, war ein Hühnerstall“, erzählt Schulz. „Zwölf Kubikmeter Schutt haben wir herausgeholt, 40 Säcke Beton in den Boden eingebracht. 16 Tage gefliest. Eine Knochenarbeit.“Dem Sudhaus schließen sich Gärraum und Lager an.
Gasthöfe aus der Region sind die ersten Abnehmer der Biere, deren Zutaten aus biologischem Anbau bezogen werden. Das Whiskybier, das der Whiskyladen Angel‘s Share aus Greiz anbietet, hat Monika Schulz mit kreiert. „Wer sein eigenes Bier möchte, auch das geht.“Im nächsten Jahr möchte die Brauerin ihr Bierstübl einweihen.