Thüringische Landeszeitung (Gera)
Beim Großbrand gezwungenermaßen in der ersten Reihe
Während das teils zerstörte Herrenhaus lange leer steht, sind Teile des ehemaligen Rittergutes Roschütz bewohnt. Gespräch mit einer Nachbarin.
GERAROSCHÜTZ. „Natürlich war das ein mulmiges Gefühl und wir hatten auch Angst. Zum Glück ging der Wind und damit der Funkenflug westwärts und damit nicht in unsere Richtung.“Als am Freitag und bis in den Sonnabend hinein der Großbrand am Herrenhaus des einstigen Roschützer Rittergutes wütete, saß Katrin Köhler gezwungenermaßen in der ersten Reihe.
„Wir hatten am Abend auch den Qualm bemerkt und deshalb den Notruf gewählt“, sagt die Frau, die bereits ihr ganzes Leben in einem Nebengebäude des einstigen Rittergutes wohnt. Genauso lange kennt sie auch das imposante Haupthaus, von dessen Dach nach dem Wo- chenende kaum noch etwas übrig ist. „Nein, Verdächtiges haben wir nicht beobachtet, nur eben den Qualm bemerkt“, sagt sie. Und dann den stundenlangen Einsatz der Feuerwehr beobachtet. „Die haben das wirklich gut gemacht“, sagt sie.
Von Bränden sei die frühere Pionierleiterschule bislang verschont geblieben, sagt Katrin Köhler, auch wenn sie sicherlich immer wieder Menschen, oft Fotografen, gesehen habe, die das nun schon lange leerstehende Gebäude erkundeten. Zudem ist es offensichtlich auch nicht schwer, von den Nachbarn unbemerkt auf das Gelände zu gelangen.
Auch wenn es oft in Gera brenne, habe sie mit so etwas nicht gerechnet, sagt sie. „Wir haben natürlich all die Jahre gehofft, dass das schöne Haus wiederbelebt wird“, sagt Köhler. Während sich ihr Wohnhaus seit Jahrzehnten in Familienbesitz befindet, habe das Herrenhaus nach der Wende eine Frau aus Baden-Württemberg ersteigert.
Gesehen habe Katrin Köhler sie in der Vergangenheit schon, zuletzt aber lange nicht mehr, getan habe sich an dem Objekt jedoch seit der Wende nichts. „Na klar haben wir mit Freunden auch gesponnen, was man daraus alles machen könnte“, sagt sie, aber finanziell wäre das nicht zu stemmen gewesen.
Statt neuem Glanz also nun viel Ruß, verkohlte Balken, Brandreste im „Vorgarten“und eine offenes Dach, dass den Ver- fall wohl gehörig beschleunigen wird. Es gehe zwar keine akute Gefahr von der beschädigten Immobilie aus, habe die Einsatzleitung nach Abschluss des Löscheinsatzes der Stadtverwaltung mitgeteilt. Und damit auch zunächst keine Beeinträchtigung für den öffentlichen Verkehr in der Milchstraße. Dennoch werde es in dieser Woche eine Vorort-Begehung durch die Baubehörde geben, um eventuell anfallende Sicherungsmaßnahmen dem Hauseigentümer anzuzeigen.
Die Ermittlungen der Kripo laufen indes weiter, auch wenn es laut Polizei weder Verdächtige, noch eine heiße Spur gibt. Man gehe von Brandstiftung aus, wobei Vorsatz oder Fahrlässigkeit möglich seien.