Thüringische Landeszeitung (Gera)

Beim Großbrand gezwungene­rmaßen in der ersten Reihe

Während das teils zerstörte Herrenhaus lange leer steht, sind Teile des ehemaligen Rittergute­s Roschütz bewohnt. Gespräch mit einer Nachbarin.

- VON MARCEL HILBERT

GERAROSCHÜ­TZ. „Natürlich war das ein mulmiges Gefühl und wir hatten auch Angst. Zum Glück ging der Wind und damit der Funkenflug westwärts und damit nicht in unsere Richtung.“Als am Freitag und bis in den Sonnabend hinein der Großbrand am Herrenhaus des einstigen Roschützer Rittergute­s wütete, saß Katrin Köhler gezwungene­rmaßen in der ersten Reihe.

„Wir hatten am Abend auch den Qualm bemerkt und deshalb den Notruf gewählt“, sagt die Frau, die bereits ihr ganzes Leben in einem Nebengebäu­de des einstigen Rittergute­s wohnt. Genauso lange kennt sie auch das imposante Haupthaus, von dessen Dach nach dem Wo- chenende kaum noch etwas übrig ist. „Nein, Verdächtig­es haben wir nicht beobachtet, nur eben den Qualm bemerkt“, sagt sie. Und dann den stundenlan­gen Einsatz der Feuerwehr beobachtet. „Die haben das wirklich gut gemacht“, sagt sie.

Von Bränden sei die frühere Pionierlei­terschule bislang verschont geblieben, sagt Katrin Köhler, auch wenn sie sicherlich immer wieder Menschen, oft Fotografen, gesehen habe, die das nun schon lange leerstehen­de Gebäude erkundeten. Zudem ist es offensicht­lich auch nicht schwer, von den Nachbarn unbemerkt auf das Gelände zu gelangen.

Auch wenn es oft in Gera brenne, habe sie mit so etwas nicht gerechnet, sagt sie. „Wir haben natürlich all die Jahre gehofft, dass das schöne Haus wiederbele­bt wird“, sagt Köhler. Während sich ihr Wohnhaus seit Jahrzehnte­n in Familienbe­sitz befindet, habe das Herrenhaus nach der Wende eine Frau aus Baden-Württember­g ersteigert.

Gesehen habe Katrin Köhler sie in der Vergangenh­eit schon, zuletzt aber lange nicht mehr, getan habe sich an dem Objekt jedoch seit der Wende nichts. „Na klar haben wir mit Freunden auch gesponnen, was man daraus alles machen könnte“, sagt sie, aber finanziell wäre das nicht zu stemmen gewesen.

Statt neuem Glanz also nun viel Ruß, verkohlte Balken, Brandreste im „Vorgarten“und eine offenes Dach, dass den Ver- fall wohl gehörig beschleuni­gen wird. Es gehe zwar keine akute Gefahr von der beschädigt­en Immobilie aus, habe die Einsatzlei­tung nach Abschluss des Löscheinsa­tzes der Stadtverwa­ltung mitgeteilt. Und damit auch zunächst keine Beeinträch­tigung für den öffentlich­en Verkehr in der Milchstraß­e. Dennoch werde es in dieser Woche eine Vorort-Begehung durch die Baubehörde geben, um eventuell anfallende Sicherungs­maßnahmen dem Hauseigent­ümer anzuzeigen.

Die Ermittlung­en der Kripo laufen indes weiter, auch wenn es laut Polizei weder Verdächtig­e, noch eine heiße Spur gibt. Man gehe von Brandstift­ung aus, wobei Vorsatz oder Fahrlässig­keit möglich seien.

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Leser Hans-Peter Steinhäuse­r sandte uns diesen Blick von Bieblach-Ost auf den Großbrand.

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