Thüringische Landeszeitung (Gera)
Leibgarde ohne Waffen für Obrador
Mexikos Staatschef: „Volk schützt mich“
MEXIKOSTADT. Politiker in Mexiko zu sein gleicht russischem Roulette. Im vergangenen Wahlkampf wurden mehr als 100 Kandidaten, Bürgermeister und Parteifunktionäre getötet – meist vom organisierten Verbrechen. Es ist in dem lateinamerikanischen Land ein ungeschriebenes Gesetz, dass Politik und Gewalt untrennbar zusammengehören. Insofern verwundert die Mexikaner die Ankündigung ihres künftigen Staatschefs Andrés Manuel López Obrador, auf Personenschutz verzichten zu wollen. Er werde „vom Volk beschützt“, sagte er. Der Linkspolitiker tritt am 1. Dezember sein Amt an.
Immerhin akzeptiert er eine Art alternative Leibgarde. Das ist eine Einheit aus zehn Frauen und zehn Männern, die ihn überallhin begleiten. Deren Mitglieder werden unbewaffnet und Spezialisten für die verschiedensten Fragen sein. So sind etwa Ärzte, Ingenieure, Rechtsanwälte und Psychologen als Mitglieder der bunten Leibgarde vorgesehen. Der Verzicht auf die Präsidentengarde hat politische, aber auch wirtschaftliche Gründe. Er ist Bestandteil des Primats der „republikanischen Sparsamkeit“, unter das der Linkspräsident seine sechsjährige Amtszeit stellen will. So soll der in Mexiko zu Beginn jeder Präsidentschaft übliche Kauf neuer Dienstwagen unterbleiben. Obrador will mit gutem Beispiel vorangehen. Er kürzt sein Gehalt um die Hälfte. Das Flugzeug des scheidenden Staatschefs Enrique Peña Nieto will er verkaufen. Peña Nieto besitzt das mit knapp 220 Millionen Dollar Kaufpreis teuerste Präsidentenflugzeug der Welt.