Thüringische Landeszeitung (Gera)
Vierte Gewalt gegen Trump
Ein historischer Tag für die 100 Zeitungen kommentieren für die Freiheit der Presse
WASHINGTON. Dieser Donnerstag geht in die amerikanische Pressegeschichte ein. Rund 100 Zeitungen vom „Miami Herald“bis zur „Denver Post“wollen ihren exklusivsten KommentarPlatz, das „editorial“, nutzen, um die immer drastischer werdende Hetze von Präsident Donald Trump gegen die vierte Gewalt anzuprangern und ein Plädoyer für die Pressefreiheit zu halten. Die konzertierte Aktion hat der „Boston Globe“angestoßen. „Der schmutzige Krieg gegen die freie Presse muss ein Ende haben“, sagt Marjorie Pritchard, Vize-Chefin der Mei- nungsseite des Blattes.
Trumps Attacken auf das Gros der Medien waren zuletzt immer unbeherrschter geworden. Vom pauschalen Vorwurf, dass die „unpatriotischen“Mainstream-Medien fast ausschließlich „erfundene Geschichten“und „hässliche Lügen“über das tägliche Regierungshandeln transportierten, war meist nur der TV-Sender Fox News ausgenommen. Trumps Breitseiten gipfelten in der Anklage, Medien, die regelmäßig kritisch über das Weiße Haus berichten, seien „krank“und „gefährlich“.
Indem er über die „Lügenpresse“aufkläre, sagte Trump vor Anhängern in Pennsylvania, erweise er den Amerikanern einen „großen Dienst“. Offen rief er dazu auf, der Berichterstattung generell zu misstrauen. Was man in den Medien (über ihn) lesen und sehen könne, sagte er, habe nichts mit dem zu tun, was tatsächlich passiere.
Das Einprügeln des Präsidenten auf die ihm unliebsame Berichterstattung bleibt nicht ohne Wirkung. Nach einer Umfrage des Ipsos-Instituts würden 43 Prozent der republikanischen Wähler es befürworten, wenn Trump die Prokura bekäme, Medien schließen zu lassen, die er als „Fake News“-Produzenten identifiziert hat.
Diese Trump-Hörigkeit bringt Kritiker wie den linken TV-Moderator Bill Maher dazu, die republikanische Partei und ihr Umfeld als „Trump-Kult“zu bezeichnen, der früher oder später vor Repressalien gegenüber Reportern nicht zurückschrecken werde. Dass die Einschläge näher kommen, zeigte sich, als Trump-Anhänger den vom Präsidenten mehrfach persönlich kujonierten CNN-Reporter Jim Acosta niedergrölten. Journalistenverbände und Verleger, allen voran Arthur Gregg Sulzberger von der „New York Times“, warnen davor, dass die „aufhetzerische Sprache“Trumps „zunehmend gefährlich“wird.