Thüringische Landeszeitung (Gera)
Ist der Erfolg für Eintracht Frankfurt schädlich?
LigaCheck (8): Der Klub hat nach dem Pokalsieg Trainer Kovac und wichtige Spieler verloren. Köln und Bochum sind warnende Beispiele
FRANKFURT/ MAIN. KevinPrince Boateng trägt seinen Sohn Maddox auf dem Arm, als er sich von Eintracht Frankfurt verabschiedet. „Ich will einfach nur Danke sagen“, erklärt er in einem Video, das Frankfurt extra für ihn in den sozialen Medien veröffentlicht hat. „Wir haben den Pokal nach Hause gebracht, das war einfach unvergesslich“, schwärmt Boateng.
Der Mittelfeldspieler hatte maßgeblichen Anteil an einer der erfolgreichsten Spielzeiten der Vereinsgeschichte zum italienischen Erstligisten Sassuolo Calcio. Die Frankfurter haben den DFB-Pokal gewonnen, sie haben sich für die Europa League qualifiziert.
Doch während der Verein nun diesen überraschenden Triumph irgendwie bestätigen muss, haben sich neben Boateng viele weitere Helden aus dem Staub gemacht. Auch Stammtorhüter Lukas Hradecky (Bayer Leverkusen), Omar Mascarell (Schalke 04) und Marius Wolf (Borussia Dortmund) sind weg. Immerhin hat Ante Rebic, zweimaliger Torschütze im Pokalfinale, seinen Vertrag bis zum Jahr 2022 verlängert. Aber selbst Trainer Niko Kovac stand am Sonntag beim Supercupspiel in der Frankfurter Arena gegen die Bayern vor der gegnerischen Auswechselbank. Das Resultat war für die Eintracht extrem ernüchternd. 0:5 – nach der richtig guten droht eine richtig schwere Saison.
Im Raum steht also die Frage: Kann Erfolg auch schaden?
Beim 1. FC Köln war es wohl so. Der Verein hatte sich 2017 nach 25 Jahren wieder für den Europapokal qualifiziert. Doch nur ein paar Monate später blieb der Erfolg ebenso unerwartet aus. Mittlerweile haben die Kölner das Konfetti zusammengefegt und müssen in der zweiten Liga mal wieder neu anfangen.
Der FC war nicht der erste Klub, der diesen Absturz erlebte. In Bochum tanzte Trainer Peter Neururer 2004 nach jedem Sieg für die Fans. Der VfL qualifizierte sich damals für den UefaPokal. Ein Jahr später stieg Bo- chum ab. So erging es auch den überraschenden Europateilnehmern 1. FC Nürnberg (2008) und Hertha BSC (2010).
„Die Doppelbelastung ist hart“, erklärt Dariusz Wosz. Er stand für Bochum auf dem Platz, als der Verein erst feierte, dann abstieg. „Wenn man nach einem erfolgreichen Jahr einmal unten drin steht, wird der Druck enorm. Man hat Magenkrämpfe, es ist ein blödes Gefühl“, gesteht der heute 49-Jährige. Und Schmadtke meint, generell gelte: „Der Weg nach oben ist leichter, als oben zu bleiben.“
Frankfurt will beweisen, dass es auch anders geht. „Wir bauen eine sehr gute und junge Mannschaft auf“, meint Sportvorstand Fredi Bobic. Der neue Trainer Adi Hütter soll sie formen.