Thüringische Landeszeitung (Gera)
Gut gerüstet für den Lehrerberuf?
Referendare bewerten ihr Studienseminar
ERFURT. Das Referendariat ist für junge Lehramtsanwärter die Zeit des Endspurts. Die Universitätsausbildung ist abgeschlossen, im Studienseminar holen sie sich das letzte Rüstzeug und stehen gleichzeitig an ihrer Ausbildungsschule vor Schülern. In Thüringen dauert das Referendariat in der Regel 18 Monate, für Grundschullehrer ein Jahr.
Wie empfinden Thüringer Referendare diese Zeit? Wie gut fühlen sie sich gerüstet für den Berufsstart? Nach einer ersten Erhebung vor vier Jahren befragte die Bildungsgewerkschaft (GEW) nun erneut junge Lehramtsanwärter. Die gute Nachricht: Offensichtlich hat die Stressbelastung nachgelassen. Das könnte mit dem Wegfall der zweiten Staatsexamensarbeit zum Ende des Referendariats zusammenhängen, vermutet GEW-Landeschefin Kathrin Vitzthum. Eine Erleichterung, die die Gewerkschaft immer wieder eingefordert hatte.
Dennoch empfindet ein Großteil der Lehramtsanwärter den Spagat zwischen den Anforderungen von Seminar und Schule, in deren Betrieb sie voll integriert sind, als stark belastend. Niemand profitiert von ausgebrannten Berufseinsteigern, kommentiert die GEW.
Zu den auffälligsten Befunden gehört die Kritik an zu langen Wartezeiten zwischen Uni-Abschluss und Einstieg in den Vorbereitungsdienst. Bei Fristen von vier Monaten bis zu einem Jahr sei das Risiko zu hoch, dass Anwärter lieber in andere Bundesländer abwandern, statt auf der Wartebank zu sitzen, bemängelt die GEW. Das trifft vor allem Absolventen der Uni Erfurt, wo die Abschlusszeugnisse zu spät ausgegeben werden. Hier müsse, fordert Vitzthum, dringend nachgebessert werden.
Kritisiert wird von den Referendaren die teils schlechte Verzahnung von Lehrstoffen an Uni und Studienseminar. Während sich einige Inhalte unnötig wiederholen, fühlen sie sich nicht gut genug auf Schülergespräche und Elternabende vorbereitet – Bereiche, die neben einer guten Unterrichtsplanung auch zum Schulalltag gehören.