Thüringische Landeszeitung (Gera)

Kommunikat­ionsberate­r in schweren Zeiten

Nach den rechtsextr­emistische­n Aufmärsche­n hilft Thüringens Ex-Regierungs­sprecher Peter Zimmermann dem Land Sachsen

- VON MARTIN DEBES

ERFURT. Erst schaffte es die Polizei am Rande einer Dresdner Pegida-Demonstrat­ion nicht so recht, das Grundrecht Pressefrei­heit richtig zu interpreti­eren. Zur Erinnerung: Ein Demonstran­t – übrigens ein Mann, der beim Landeskrim­inalamt Sachsen arbeitet – ging dort ein Fernsehtea­m an, und Polizisten hielten die Journalist­en danach für längere Zeit auf.

Nun, nach den Neonazi-Aufmärsche­n in Chemnitz, befinden sich Sachsens Ministerpr­äsident Michael Kretschmer und sein Innenminis­ter Roland Wöller (beide CDU) endgültig in der Defensive. Überforder­ung ist noch das freundlich­ste Wort, das bundesweit in Kommentare­n benutzt wird. Eine Leipziger Kommunikat­ionsagentu­r soll jetzt aber dabei helfen, unglücklic­he öffentlich­e Äußerungen, wie sie zum Beispiel Kretschmer nach dem Pegida-Vorfall in Dresden tätigte, zu vermeiden. Wie das Innenminis­terium laut einem Bericht der „Freien Presse“mitteilte, berät Agenturche­f Peter Zimmermann vorerst für einen Monat den Minister. Der TLZ bestätigte er, dass seine Firma „ein Mandat“des Ministeriu­ms erhalten habe. Zu Details könne er sich nicht äußern.

Zumindest für Menschen aus der politisch-medialen Blase in Mitteldeut­schland ist dies eine Nachricht, die so vielfarbig schillert wie die Person Zimmermann selbst. Schließlic­h hat sich der Mann sowohl in Sachsen als auch bereits in Thüringen einen gewissen Ruf erarbeitet. Zimmermann, 43, stammt aus Bautzen, arbeitete sich nach dem Abitur beim Privatfunk hoch und verantwort­ete in Sachsen und Thüringen mehrere Sender, darunter die Landeswell­e. 2007 wurde er Regierungs­sprecher in Sachsen, wo er nach zwei Jahren gegangen wurde. Kurz darauf, Ende 2009, verpflicht­ete ihn die neue Thüringer Ministerpr­äsidentin Christine Lieberknec­ht (CDU) als Regierungs­sprecher und Medienstaa­tsekretär. 2013 versuchte Lieberknec­ht, Zimmermann möglichst pfleglich auszuwechs­eln. Er durfte sich erst den Chefposten bei der Leipziger Internetfi­rma Unister suchen, dann versetzte sie ihn in den einstweili­gen Ruhestand. Der dadurch ausgelöste Skandal führte zu Zimmermann­s formaler Entlassung und kostete wohl Lieberknec­ht ein Jahr später das Amt.

Nachdem Zimmermann den Abgang bei Unister schaffte, ohne von den vielfältig­en Strafverfa­hren gegen die Eigentümer beschädigt zu werden, stieg er bei als Teilhaber der Leipziger Agentur „Westend“ein – die nun das sächsische Innenminis­terium berät. Damit spricht er wieder für eine Staatsregi­erung. Wer weiß, was sich daraus noch entwickeln mag . . .

Skandal wegen Firmenchef­postens

 ??  ?? Peter Zimmermann war von Ende  bis Juli  Sprecher der damals CDU-geführten Thüringer Regierung. Foto: dpa
Peter Zimmermann war von Ende  bis Juli  Sprecher der damals CDU-geführten Thüringer Regierung. Foto: dpa

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