Thüringische Landeszeitung (Gera)
„Lebbe geht weider“
Wer diesen Spruch hört, muss unmissverständlich an Dragoslav Stepanovic“denken. Die Trainer-Ikone wird heute 70
FRANKFURT/MAIN. Das „Lebbe“geht für Dragoslav Stepanovic auch mit 70 noch immer „weider“. Den runden Geburtstag will er heute deshalb „nur im kleinen Kreise“feiern – im nächsten Jahr soll schließlich erst die ganz große Sause folgen. „Da werden dann 190 Jahre gefeiert. Meine Frau wird 70, ich bin 70, und wir sind dann 50 Jahre verheiratet“, sagte der einstige Kult-Coach.
Seiner Leidenschaft als Fußball-Trainer geht „Stepi“auch heute noch nach. Der gebürtige Serbe betreut die Mannschaft von intellektuell beeinträchtigten Jugendlichen des Landes Hessen ehrenamtlich. Dazu ist er als Mitglied des „Clubs der Legenden“vom Bundesligisten Eintracht Frankfurt, seiner großen Liebe, ein gern gesehener Gast auf diversen Veranstaltungen.
Dabei machte es ihm sein ehemaliger Arbeitgeber nicht immer leicht, auch nicht zu Beginn der aktuellen Spielzeit. „Nach den ersten beiden Spielen hat man schon Angst bekommen“, verriet Stepanovic, der schon als Spieler für die SGE auflief. 1976 hatte ihn die Eintracht als damaligen jugoslawischen Nationalspieler und kernigen Außenverteidiger verpflichtet.
Ihren Höhepunkt erreichte die Liaison zwischen Stepanovic und der Eintracht allerdings erst, nachdem „Stepi“vom Spielfeld auf die Trainerbank gewechselt war – in der Saison 1991/92. Stolze 19 Bundesligaspiele lang waren die Frankfurter damals Tabellenführer gewesen, ehe ihnen ausgerechnet am letzten Spieltag die Nerven versagten. Mit einem Sieg in Rostock hätte Stepanovic‘ Mannschaft um Stars wie Anthony Yeboah, Uwe Bein und Andreas Möller die erste Meisterschaft seit 1959 perfekt machen können. Stattdessen verloren die Hessen mit 1:2, der VfB Stuttgart nutzte den Ausrutscher aus und zog noch vorbei. Auf der Pressekonferenz fiel dann der kultige Spruch, mit dem „Stepi“für immer verbunden bleibt: „Lebbe geht weider!“
Seinen größten Erfolg als Trainer feierte Stepanovic jedoch nicht mit der Eintracht, sondern eine Saison später als Coach von Bayer Leverkusen. Zu Beginn der Saison war Stepanovic noch Trainer der Eintracht gewesen, mit der er das Halbfinale des DFB-Pokals erreichte. Nach dem Pokal-Aus (0:3) gegen Leverkusen trat „Stepi“in der ihm typischen Art mit den Worten „Das war‘s“zurück.
Kurios: In Leverkusen musste Trainer Reinhard Saftig etwas später ebenfalls gehen, und es übernahm: Stepanovic. Mit den Rheinländern gewann er 1993 den Pokal durch ein 1:0 gegen die Amateure von Hertha BSC.
In dieser Zeit wurde Stepanovic zum Aushängeschild der Bundesliga, nicht selten saß er mit den geliebten Zigarillos auf der Trainerbank. Dass er dazu immer für klare Worte stand, machte ihm zu einem der beliebtesten Trainer in Deutschland.
Die findet er auch heute noch, wenn er über das aktuelle Geschehen spricht – und eigentlich nur für Bayern München lobende Worte findet. „Das sind die Einzigen, die sagen, dass sie alle Titel holen wollen“, sagte „Stepi“, der die rosigen Umstände in München aber keinesfalls vergisst: „Falls sie Probleme bekommen, macht Uli Hoeneß die Tasche auf, nimmt das Geld und holt noch ein, zwei Spieler.“(sid)
Ein Sieg fehlte für deutsche Meisterschaft