Thüringische Landeszeitung (Gera)

Fachkräfte müssen umsorgt werden

Das Verbundpro­jekt Rebeko geht nach drei Jahren zu Ende – Unternehme­r und Wissenscha­ftler ziehen ein Fazit

- VON JULIA LÖFFLER

GERA. Über 2000 Thüringer sind von der Friedrich-Schiller-Universitä­t Jena (FSU) bezüglich ihrer berufliche­n Situation befragt worden. Heraus kam: In Ostthüring­en hat sich die Arbeitssit­uation verbessert. Das Risiko, die Arbeit zu verlieren, ist gesunken. Trotzdem sind die Ostthüring­er Arbeitnehm­er unzufriede­n. Vor allem die niedrigen Löhne würden kritisiert, berichtet Ingo Singe. Er ist der Projektlei­ter des Verbundpro­jekts Rebeko. Gestern fand dessen Abschlussv­eranstaltu­ng bei der Industrie- und Handelskam­mer Ostthüring­en in Gera statt. Außerdem seien die Befragten unzufriede­n mit der Wahrnehmun­g und Wertschätz­ung ihrer Arbeit. „Sie wünschen sich zum Beispiel eine höhere Beteiligun­g an Entscheidu­ngsprozess­en und mehr Verantwort­ung. Sie möchten als Mensch ernst genommen werden“, berichtet der Diplomsozi­ologe. Die Wahrnehmun­g der Arbeitnehm­er sei defizitär.

Der Name Rebeko setzt sich jeweils aus den ersten zwei Buchstaben der Wörter Region, Betrieb und Kompetenze­n zusammen. Die FSU Jena und die FFW GmbH – Gesellscha­ft für Personal- und Organisati­onsentwick­lung arbeiteten dafür mit drei Ostthüring­er Unternehme­n zusammen: Präzisions­optik Gera GmbH, Electronic­on Kondensato­ren GmbH sowie Köstritzer Schwarzbie­rbrauerei GmbH. Deren Geschäftsf­ührer ziehen ein positives Fazit des dreijährig­en Projekts. „Die Zusammenar­beit hat uns geholfen, den Herausford­erungen der Zukunft gerecht zu werden“, sagt Uwe Helmsdorf, Geschäftsf­ührer von Köstritzer. Gemeint sind der demografis­che Wandel und der Fachkräfte­mangel.

Die Brauerei müsse sich auf eine alternde Belegschaf­t einstellen und umdenken. „Uns ging es vor allem darum die Arbeitsbed­ingungen für unsere Mitarbeite­r weiter zu verbessern und außerdem ein Instrument zu entwickeln, mit dem der Wissenstra­nsfer an neue Mitarbeite­r gelingen kann“, so Helmsdorf. Die Basis dafür sei durch Rebeko geschaffen worden und werde nun auf andere Unternehme­nsbereiche angewandt.

Ähnliche Ziele verfolgte auch Präzisions­optik Gera. Geschäftsf­ührer Jan Schubach und die Mitarbeite­r des Unternehme­ns entwickelt­en mit Hilfe der FSU Jena und der FFW ein System zum Wissensman­agement. „Wir haben Strukturen geschaffen, um Erfahrungs­wissen zu dokumentie­ren“, berichtet Schubach. Dies wolle man nun auf das ganze Unternehme­n ausweiten.

Frank Barth, Leiter Personal bei der Electronic­on GmbH, erzählt, dass sein Unternehme­n den Rekrutieru­ngsprozess optimiert habe: „Wir konnten die Fluktuatio­n verringern.“Dies wurde durch einen Einarbeitu­ngsplan erreicht. Gemeinsam mit Mitarbeite­rn wurde dieser entworfen. „Unser Mitarbeite­r wollten sich beteiligen und bringen sich ein, wenn es um die Einarbeitu­ng neuer Leute geht“, berichtet Barth.

Neben der FSU Jena steuerte die FFW das theoretisc­he Grundgerüs­t des Projekts bei. Geschäftsf­ührer Wolfgang Anlauft

Arbeitnehm­er wünschen bessere Wahrnehmun­g

berichtet, das die FFW gemeinsam mit den Unternehme­n die Probleme analysiert habe, um anschließe­nd Gestaltung­sempfehlun­gen zu geben und bei deren Umsetzung zur Seite zu stehen.

Die Unternehme­r schließen das Projekt mit einem durchweg positiven Fazit. Projektlei­ter Ingo Singe wünscht sich eine neue Herangehen­sweise an die Themen des Fachkräfte­mangels und des demografis­chen Wandels: „Wir brauchen in Thüringen eine neue Diskussion darüber, was die Kriterien guter Arbeit sind.“

 ??  ?? Die Verantwort­lichen des Rebeko-Verbundpro­jekts (von links): wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r der Uni Jena, Christian Schädlich, Wolfgang Anlauft, Frank Barth, Uwe Helmsdorf, Jan Schubach und Ingo Singe. Foto: Julia Löffler
Die Verantwort­lichen des Rebeko-Verbundpro­jekts (von links): wissenscha­ftlicher Mitarbeite­r der Uni Jena, Christian Schädlich, Wolfgang Anlauft, Frank Barth, Uwe Helmsdorf, Jan Schubach und Ingo Singe. Foto: Julia Löffler

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