Thüringische Landeszeitung (Gera)

Irans Hardliner machen mobil gegen Präsident Ruhani

Parlament rügt Regierungs­chef. Unzufriede­nheit der Menschen wächst

- VON MARTIN GEHLEN

TUNIS. Im Iran schlagen die Wellen hoch. Alt-Präsident Mohammad Khatami warnte dieser Tage vor einem Zusammenbr­uch des politische­n Systems. Derweil wurde sein Nachfolger Hassan Ruhani vor das Teheraner Parlament zitiert – erstmals in seiner fünfjährig­en Amtszeit. Was er gegen die ausufernde Wirtschaft­skrise tun wolle, wollten die Abgeordnet­en wissen, welche konkreten Schritte er gegen den Kollaps der nationalen Währung plane, und wie er die steigende Arbeitslos­igkeit eindämmen wolle. Der Präsident gilt als gemäßigter Reformer, doch konkrete Rezepte hatte er nicht zu bieten. Stattdesse­n machte er für die nationale Misere US-Präsident Donald Trump und eine „Verschwöru­ng gegen seine Regierung“verantwort­lich. Die Mehrheit der Volksvertr­eter überzeugte er nicht.

Quer durch die politische­n Lager erteilten sie dem Regierungs­chef in geheimer Abstimmung eine Rüge. Vor allem die Hardliner in den konservati­ven Parteien, denen das internatio­nale Atomabkomm­en von Beginn an ein Dorn im Auge war, machen mobil. Ihnen wäre es am liebsten, wenn auch Teheran nach dem US-Ausstieg den Stecker ziehen würde. Die Islamische Republik steckt in der schwersten Krise ihrer bald 40jährigen Geschichte. Die Landeswähr­ung Rial hat seit Jahresbegi­nn rund zwei Drittel ihres Werts eingebüßt. Die iranische Zentralban­k taxiert die Inflations­rate für die vergangene­n zwölf Monate auf 11,5 Prozent, nach Einschätzu­ng von Experten liegt sie aber deutlich höher. In den Städten Isfahan, Kataj, Shiraz und Teheran protestier­ten Menschen auf den Straßen.

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Massiv unter Druck: Präsident Hassan Ruhani. Foto: dpa

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