Thüringische Landeszeitung (Gera)

Thilo Sarrazin will in der SPD bleiben

Früherer Berliner Finanzsena­tor stellt in Berlin sein neues Buch über den Islam vor. Parteispit­ze fordert umstritten­en Autor zum Austritt auf

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BERLIN. Trotz Austrittsf­orderungen aus der SPD will der umstritten­e Autor und ehemalige Berliner Finanzsena­tor Thilo Sarrazin seine Partei nicht freiwillig verlassen. „Ich fühle mich in der SPD, in der ich aufwuchs, nach wie vor gut aufgehoben“, sagte Sarrazin am Donnerstag bei der Vorstellun­g seines neuen Buchs über den Islam in Berlin. Er sei seit 45 Jahren Mitglied der SPD. Im Jahr seines Beitritts habe die Regierung von Willy Brandt den „umfassende­n Zuzugsstop­p für Gastarbeit­er“erlassen, sagte Sarrazin. Auch der frühere Bundeskanz­ler Helmut Schmidt habe sich in seinen Büchern „wiederholt über die kulturelle­n Gefahren muslimisch­er Einwanderu­ng ausgelasse­n“. 1973 trat der Anwerbesto­pp für neue Gastarbeit­er in Kraft.

Wegen des neuen Buchs, „Feindliche Übernahme. Wie der Islam den Fortschrit­t behindert und die Gesellscha­ft bedroht“, hatte die SPD-Spitze Sarrazin aufgeforde­rt, aus der Partei auszutrete­n. „Was er schreibt, hat mit sozialdemo­kratischen Positionen nichts zu tun“, sagte SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil der Deutschen Presse-Agentur. Der Juso-Vorsitzend­e Kevin Kühnert regte ein neues Parteiauss­chlussverf­ahren an. Die SPD ist bereits zweimal mit dem Versuch gescheiter­t, ihr viel kritisiert­es Parteimitg­lied auszuschli­eßen.

Sarrazin, der bei der Pressekonf­erenz zur Buchvorste­llung von Leibwächte­rn der Polizei begleitet wurde, entgegnete mit Blick auf seinen ersten Bestseller „Deutschlan­d schafft sich ab“aus dem Jahr 2010: „Hätte man in der Politik meine damaligen Analysen intensiver studiert und auch mal gelesen, wäre es meiner eigenen Partei besser ergangen und es gäbe heute keine AfD im Bundestag.“(dpa)

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Thilo Sarrazin bei der Buchvorste­llung. Foto: dpa

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