Thüringische Landeszeitung (Gera)

Merkel und die Würde Afrikas

Die Bundeskanz­lerin bemüht sich in Senegal, Ghana und Nigeria um die Bekämpfung der Fluchtursa­chen – „Wir können das schaffen“

- VON KERSTIN MÜNSTERMAN­N

DAKAR/ACCRA. Bei persönlich­en Besuchen kann man Anliegen besser anbringen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) weiß das. Diesmal reist sie nach Westafrika: in die Staaten Senegal, Ghana, Nigeria. Es ist ein Besuch in heiklen Zeiten. Viele Afrikaner machen sich in Richtung Europa auf, in der Hoffnung auf ein besseres Leben. Europa heißt den Großteil nicht willkommen.

Wie teilt man Gastgebern höflich mit, dass man die Bürger des Landes möglichst nicht bei sich beherberge­n will beziehungs­weise viele gerne zurückschi­cken würde? Wohl wissend, dass diese die heimischen Ökonomien mit dem Geld, das sie aus Deutschlan­d überweisen, stärken. Ein schwierige­s Unterfange­n. Merkel bereist in drei Tagen die Hauptstädt­e Dakar, Accra und Abuja. Sie lobt dort die Stabilität und will wirtschaft­lichen Aufschwung schaffen.

Drei Jahre nach Merkels „Wir schaffen das“– der Entscheidu­ng, Flüchtling­e in großer Zahl in Deutschlan­d aufzunehme­n – prägt das Thema die deutsche und europäisch­e Politik. Den Satz hat sie seitdem nicht wiederholt.

Der Senegal und Ghana sind in der Bundesrepu­blik als sichere Herkunftsl­änder eingestuft. Die Chancen, Asyl zu bekommen, sind äußerst gering. Die Zahl der ausreisepf­lichtigen senegalesi­schen Migranten in Deutschlan­d beträgt 1300, aus Ghana sind es 4200, aus Nigeria 8600. Rückführun­gen finden nach Afrika bislang nur wenige statt, was oft auch an der mangelnden Kooperatio­nsbereitsc­haft der Regierungs­stellen liegt. Hier will Merkel ansetzen.

Bei der Pressekonf­erenz mit dem senegalesi­schen Präsidente­n Macky Sall im Präsidente­npalast bekannte er sich zum Vorgehen gegen illegale Migration: Der Kampf gegen die Schleuser sei „eine Frage der Würde Afrikas“. Senegal habe die biometrisc­hen Daten seiner Bürger und werde helfen, illegale Migranten zu identifizi­eren. Doch dann sagte er auch, er glaube nicht, „dass sich Europa weiter abschotten kann“.

Merkel nahm ihr „Wir schaffen das“in Ghana noch mal auf. Die Bekämpfung von Fluchtursa­chen werde nur mit Afrika und nicht durch Abschottun­g gelingen. Man müsse gemeinsam gegen Schleuser kämpfen. „Das ist die Aufgabe. Und Ghana und Deutschlan­d, genauso wie andere Länder, sind der Meinung, dass wir das schaffen können“, sagte sie im Beisein von Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo.

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Kanzlerin Angela Merkel wird von Ghanas Präsident Nana Akufo-Addo begrüßt. Foto: Michael Kappeler

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