Thüringische Landeszeitung (Gera)
Ausgewählte Porträts im Geraer Dix-Haus
15 Zeichnungen und Skizzen zeigen in einer Sonderausstellung den Künstler selbst und ihm nahestehende Personen
GERA. Nachdem das Spätwerk des Malers Otto Dix in einer Dauerausstellung im Nordflügel der Orangerie nun eine gesonderte Präsentation und Beachtung findet, ist im Otto-DixHaus am Mohrenplatz wieder Platz geworden. Platz für Sonderausstellungen beispielsweise, die sich an diesem historischen Ort, nämlich dem denkmalgeschützten Geburtshaus des Malers, einem kleineren Themengebiet widmen können.
Mit 15 ausgewählten Zeichnungen und Druckgrafiken aus dem eigenen Bestand – museal entsprechend präsentiert bei einer Beleuchtungsstärke von maximal 50 Lux – widmet sich die Kunstsammlung im Dix-Haus nun explizit dem Porträtisten Dix. Als solcher kannte er keine Gnade – weder mit seinem Gegenüber noch mit sich selbst. Schonungslos arbeitet Dix jede markante Besonderheit einer Person in seinen Arbeiten noch überspitzter heraus. Man kennt jene gezeichneten Gesichter mit leerem Blick, kränklich-grüner Gesichtsfarbe, tiefen Falten, spitzen Nasen oder krallenartigen Händen. Dennoch wollten in den 1920er-Jahren viele Menschen – ob Ärzte, Gewerkschafter, Künstler oder Unternehmer – von Otto Dix gemalt werden.
Im Otto-Dix-Haus konzentriert man sich diesmal jedoch auf Selbstbildnisse des Künstlers – über 140 hat er immerhin geschaffen – und Porträts von ihm nahe stehenden Personen und spannt damit einen Zeitrahmen von 1920 bis 1968.
Gleich am Eingang begegnet man dem Bruder Fritz, seiner Ehefrau Martha, dem von der Arbeit müden Vater und der 86-jährigen Mutter des Künstlers. Ergreifende Arbeiten, die von feinem Strich geprägt sind und von der genauen Beobachtungsgabe des Künstlers zeugen. An der hinteren Wand werden vier kostbare, zarte Silberstiftzeichnungen präsentiert, also eine ganz andere, alte Technik, die kaum Korrekturen zulässt. Auch jenes bemerkenswerte Selbstporträt von 1933, das den Künstler mit starrem Blick, markanten Kieferknochen und ausgeprägten Augenbrauen im Malerkittel zeigt, ist ausgestellt. In den Selbstbildnissen aus späteren Jahren von Dix, die die anderen Wände säumen und unterschiedliche Techniken widerspiegeln, hinterlässt das Leben seine Spuren, werden die Ohren größer, die Nase schief, die Wangen ausgezehrter und die Falten tiefer. Diese schonungslose Selbstbeobachtung gipfelt in den eigenwilligen wie interessanten Arbeiten „Kleines Selbstbildnis“und „Selbstporträt mit Hand“, beide von 1968, also kurz nach dem ersten Schlaganfall des Künstlers und ein Jahr vor seinem Tod entstanden. Begleitet wird die Schau zudem von zwei Skulpturen von Toni Fielder und Waldemar Grzimek, die jeweils den altersweisen Dix zeigen. Außerdem stimmen Fotos, die Stefan Moses 1964 von Otto Dix in seinem Atelier und Umfeld anfertigte, im Vorraum der Sonderausstellung auf die feine Schau ein.
Schonungslose Selbstbeobachtung
● Geöffnet: Mittwoch bis Sonntag und an Feiertagen von bis Uhr