Thüringische Landeszeitung (Gera)
Waldtheater feiert Hundertjähriges
Weidaer Schüler spielen am historischen Ort das alte Stück „Kunst und Kultur“. Der Chronist war nicht dabei.
GERA. An historischer Stätte, im Rothengraben, wurde mit viel Liebe die Gedenkfeier für den 100. Geburtstag des „Reußischen Waldtheater Heldendank“am vergangenen Samstag, dem 25. August 2018, vom Jugendwaldheim Gera-Ernsee des Forstamtes Weida vorbereitet. Auf den Tag genau vor 100 Jahren wurde das Waldtheater im fürstlichen Wald zu Ehren der Kriegsveteranen des Ersten Weltkrieges eröffnet. Die Forstleute hatten zuvor die beiden möglichen Zugangswege durch den Wald, einmal den von Osten kommend von der Untermhäuser Straße hinter dem Untermhäuser Friedhof, und den westlichen von der Hammelburg aus, sehr liebevoll und bestens gekennzeichnet, hergerichtet.
Am Hauptzugang des Theaters, dort wo früher das ehemalige Kassenhäuschen stand, war eine kleine Fotoausstellung installiert, die historische Fotos den Besuchern präsentierte. Dort befand sich diesmal der Stand mit Kaffee und Kuchen und für die Kinder war eine Malstation eingerichtet.
An historischer Stelle saßen auch zu dieser Vorstellung die 163 Zuschauer im Waldesgrund. Der Forst hatte gemeinsam mit Weidaer Schülern aus Holz zusammengezimmerte Sitzbänke für die Gäste gebaut. Sogar ein Tresen mit Barhocker wurde gezimmert. Kleine Hartschaumkissen auf den Bänken sorgten für einen verbesserten Sitz auf dem rohen Holz.
Die Spielstätte befand sich diesmal etwas dichter an den Sitzplätzen als einst. Waren doch damals die Protagonisten durch den Wildbach vom Publikum „getrennt“, so rückten jetzt die Akteure, Schülerinnen und Schüler der beiden Bildungseinrichtungen „Schule an der Weida“und aus der 9b des Dörffelgymnasiums Weida, näher an die zahlreichen Besucher heran.
Mit ihrem Lied „Ich bin anders, als du bist anders“wurden die Zuschauer begrüßt. Der Ernseer Revierförster Daniel Heinrich. zugleich Leiter des Jugendwaldheimes Gera-Ernsee, erinnerte in seiner Begrüßungsrede an den Tag, genau vor 100 Jahren, als das „Reußische Waldtheater Heldendank“seinen Spielbetrieb in den Sommermonaten aufnahm. Er dankte auch Bernd Rotter aus Untermhaus, der die Geschichte des Waldtheaters erforscht und das Jugendwaldheim bei der monatelangen Vorbereitung dieses Jubiläums mit seinem Wissen und seinen Ratschlägen begleitet und unterstützt hatte. Bis 1934 gab es Aufführungen im Wald, wobei während der Inflation pausiert wurde, erzählt der 72-Jährige, der von 1977 bis 2008 Orchestermusiker am Geraer Theater war. Als er 1988 das erste Mal vom Waldtheater in der Tageszeitung „Volkswacht“gelesen hatte, begannen seine Recherchen.
Denn schließlich lag das einstige Waldtheater quasi vor seiner Haustür. Oberhalb der Untermhäuser Straße im Wald. Bernd Rotter lernte Zeitzeugen aus Waldtheatertagen kennen, sammelte Fotos von Aufführungen, veröffentlichte mit Freunden der Stadtgeschichte eine kurze Chronik und hielt einen Vortrag im Landschulheim, der zur Idee der Aufführung zum Hundertjährigen führte.
„So lange habe ich darauf gewartet und konnte selbst nicht teilnehmen“, erzählt der Untermhäuser. Am selben Tag hatte er als Musiker mit seinen Bandkollegen eine Mugge auf dem Dorffest in Silbitz.
Wie damals Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Stück „Kunst und Natur“aufgeführt. Leicht überarbeitet, um es im zeitgemäßen Wortschatz zu präsentieren, war es ein unterhaltsames, abwechslungsreiches Theaterstück, das vom Publikum begeistert aufgenommen wurde. Das besondere Flair bestand darin, dass Kinder und Jugendliche der beiden unterschiedlichen Schulen gemeinsam dieses Stück aufführten.
So war es fast schon schade, dass das Theaterstück für alle viel zu schnell zu Ende ging. Zum Schluss erklang noch einmal das Lied „Ich bin anders als, du bist anders als“, diesmal aber gemeinsam von den Protagonisten und vom Publikum gesungen, durch den Wald. Viele Besucher hatten so ihren Ohrwurm gefunden, der sie auf ihrem Heimweg, den mancher leicht beseelt antrat, begleitete. Allen Akteuren wurde noch einmal explizit durch den Dank des Revierförsters Anerkennung gezollt. Der große, eigentlich nicht enden wollende Beifall, gab den Organisatoren recht, dieses Jubiläum in dieser Form gefeiert zu haben.
Schade, dass es nur ein Jubiläum gibt. Eigentlich ist die Zeit, bis wieder 100 Jahre vorüber sein werden zu lange, um dieses Kleinod der lokalen Geschichte permanent im Gedächtnis der Untermhäuser sowie aller Geraern zu etablieren. Grade aber das wäre sehr wünschenswert.
Der Autor Klaus Sommermeyer () ist Mitglied im Verschönerungsverein Ernsee.
Aufführung auf den Tag genau 100 Jahre später
Der Chronist war wegen einer Mugge verhindert