Thüringische Landeszeitung (Gera)
Für Meister und Azubi ein Gewinn
Jonas Kuhn hat das Metier gewechselt und lässt sich in der Tischlerei Holzwerkhof Einz30 in Kraftsdorf ausbilden
KRAFTSDORF. „Über Jahre habe ich für Film und Fernsehen gearbeitet. Meistens funktionierte das über befristete Arbeitsverträge, ging zwischendurch aber auch mit Arbeitslosigkeit einher. Irgendwann kam ich an einen Punkt, wo dies keinen Spaß mehr machte und ich auch keine Lust hatte, stets zu pendeln“, erzählt Jonas Kuhn. So reifte bei dem 31-Jährigen der Plan für eine Ausbildung. Im Sommer 2017 begann Jonas Kuhn eine Umschulung zum Tischler – und ist glücklich über den eingeschlagenen Weg. „Holz ist etwas sehr Lebendiges und fühlt sich einfach gut an. Zudem schafft man etwas mit seinen Händen und zu sehen, wie Schritt für Schritt ein Produkt entsteht, ist toll“, erklärt der junge Mann.
Im Holzwerkhof Einz30 von Tischlermeister Mathias Scheffel in Kraftsdorf lernt der Jenaer das Praktische. Bereits bei der Probearbeit merkten beide sofort, dass die Chemie stimmt. „Es passt, ist einfach richtig gut“, ist Mathias Scheffel gleichfalls sehr zufrieden. Und erklärt: „Ich bin nicht nur Tischler, sondern auch Handwerker, darf nicht nur mein Metier sehen. Aber das ist heutzutage oft ein sehr großes Problem. Sobald man nur seins sieht, beschränkt man von vornherein die Möglichkeiten, die es eigentlich gibt. Unternehmen brauchen heutzutage Leute, die selbst Impulse geben und auch mal die Energie für eine andere Sicht auf die Dinge haben. Jonas bringt das mit“, so Mathias Scheffel. Er selbst kann auf 20 Jahre Erfahrung im Fensterbau zurückblicken, bevor er sich im Oktober 2016 in Kraftsdorf selbstständig machte. Unverwechselbare, langlebige Unikate aus Massivholz, geschaffen in traditionell-solider Handwerksarbeit und in zeitgemäßes Design gesetzt – darauf legt der Tischlermeister viel Wert und möchte dies auch weitervermitteln. Mit Charlotte Hoffmann hat vor einem Monat zudem eine junge Frau bei ihm die Tischler-Ausbildung begonnen. Wenn Jonas Kuhn im kommenden Jahr seine Ausbildung abschließt, wird er in Mathias Scheffels Tischlerei auf jeden Fall eine Perspektive haben, zumal dieser bereits Pläne für einen Werkstattneubau auf dem Nachbargrundstück hat.
Dass die Vermittlungsbemühungen schließlich so gut fruchten, ist für Arbeitsvermittlerin Elke Hörig vom Arbeitsamt Jena ebenfalls schön zu erleben. Mittlerweile gäbe es da aber schon einige, kann sie zu dieser Thematik einschätzen.
„Die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt ist gegenwärtig so hoch, dass es sich definitiv für junge oder auch ältere Menschen, die keine Ausbildung beziehungsweise keinen Abschluss haben, lohnt, sich zu qualifizieren. Eine Fachkraft, die momentan arbeitslos wird, ist sehr schnell wieder vermittelt. Uns geht es deshalb besonders darum, Menschen zu qualifizieren, um sie in Arbeit zu bringen. Und dafür setzen wir auch unsere Instrumente und einen Großteil unseres Budgets ein. Und wenn es dann eine abschlussorientierte Umschulung ist, noch dazu im Handwerk, ist das besonders schön“, erklärt Birgit Becker, Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit Altenburg-Gera, bei ihrem Besuch in Kraftsdorf.
Die Chemie stimmte auf Anhieb
Perspektive auch nach Abschluss