Thüringische Landeszeitung (Gera)
Gedenkstein für Jahrhunderte der Kleinstaaterei
Zwischen Schwaara und Korbußen verlief die Grenze zwischen dem Fürstentum Reuß jüngerer Linie und dem Herzogtum Sachsen-Altenburg
SCHWAARA. Freunde der Heimatgeschichte können am Sonnabend, 1. September, um 17 Uhr auf dem Landwirtschaftsweg zwischen Korbußen und Schwaara einen Einblick in Jahrhunderte der Kleinstaaterei bekommen. Heute werden die beiden eigenständigen, benachbarten Dörfer in der Verwaltungsgemeinschaft Am Brahmetal verwaltet und gehören dem Landkreis Greiz und Freistaat Thüringen an. Stöbert man aber in den Archiven, so zeigt sich, dass zuletzt von 1826 bis 1918 zwischen den Dörfern die Grenze für das Fürstentum GeraReuß jüngere Linie (Schwaara) und das Herzogtum Sachsen-Altenburg (Korbußen) verlief.
Durch Zusammenschluss der Herrschaften Gera, Schleiz und Lobenstein wurde 1848 das Fürstentum Reuß jüngere Linie gegründet. Es bestand mit dem Landratsamtsbezirk Schleiz, dem Amtsgerichtsbezirk Hohenleuben und dem Amtsgerichtsbezirk Gera aus drei Teilen. Der Lage des Ortes Schwaara geschuldet macht ein Blick in die Dorfchronik die damalige Kleinstaaterei deutlich: „Schwaara gehörte zum Landesteil Gera, bestehend aus Hauptkörper und Exklave, dieser grenzte an die preußische Provinz Sachsen, an das Herzogtum Altenburg, an Parzellen des Königreiches Sachsen und das Großherzogtum Weimar.“Mit dem Sturz der Monarchie am 10. November 1918 wurde aus dem Fürstentum ein Freistaat. Die Volksausschüsse der Arbeiter- und Soldatenräte Reuß ältere Linie und Reuß jüngere Linie beschlossen mit dem Ministerium Gera und der Landesregierung Reuß ältere Linie am 20. Dezember 1918 ein Gemeinschaftsnotgesetz. Es trat am 1. Januar 1919 in Kraft und am 4. April 1919 erfolgte der Zusammenschluss zum Freistaat Reuß. Mit Gründung des Landes Thüringen am 1. Mai 1920 gehörte Schwaara zum Bezirk Gera. Durch strukturelle Änderungen entstand 1922 der Landkreis Gera.
Der Grenzverlauf zwischen den Herrschaftshäusern war mit massiven Grenzsteinen markiert. Wobei die Beschriftung auf der einen Steinseite mit den Initialen „HA“für das Herzogtum und auf der gegenüberliegenden Steinseite mit den Initialen „FR“für das Fürstentum die territoriale Zuordnung kennzeichnete. Genau ein solcher historischer Grenzstein wurde am Straßenrand zwischen Mehlhornsmühle und Großenstein beschädigt geborgen.
Der Heimatverein KorbußenPöppel nahm sich des Steins an. Das gerettete Unterteil wurde um den oberen, beschrifteten Teil ergänzt und soll nun als Gedenkstein mit Informationstafel einen sicheren Platz an der damaligen Grenzführung erhalten.
Samstag findet 17 Uhr die feierliche Steinsetzung statt. Der Heimatverein wird in Altenburger Tracht vor Ort sein und über die Geschichte informieren. Anschließend wird in die Heimatstube Reichardt‘s Hof nach Korbußen zum Beisammensein eingeladen.