Thüringische Landeszeitung (Gera)
Thüringer wollen West-Löhne
Exklusiv-Umfrage: Die Anpassung der Verdienste ist den Einwohnern des Freistaates das mit Abstand wichtigste Thema
ERFURT. Die Anpassung der Löhne an das Westniveau ist den Thüringern das mit Abstand wichtigste Thema. Das ergab eine exklusive Umfrage von Civey im Auftrag dieser Zeitung. Migration findet sich auf Rang zwei. Was als Thema in Parlamentsdebatten hitzig hin und her gewälzt wird, ist nicht automatisch das, was die Menschen in Thüringen auch wirklich interessiert. Das ist das Ergebnis einer exklusiven und repräsentativen Umfrage dieser Zeitung unter 2500 volljährigen Thüringern. Anonym erhoben hatte die Daten die Firma Civey. Das Unternehmen ist auf schnelle und automatisierte Meinungsforschung spezialisiert.
Auf die Frage, welches Thema aktuell in Thüringen am wichtigsten sei, antworteten 25,9 Prozent der Befragten: „Anpassung der Löhne an Westniveau.“Migration war 18,2 Prozent der Umfrageteilnehmer wichtig. „Unterrichtsausfall an Schulen“hatten nur 16,8 Prozent der Bevölkerung als Antwort ausgewählt, knapp vor „Infrastruktur auf dem Land“mit 16,5 Prozent.
Obwohl von den Thüringer Parteien häufig selbst auf die Agenda gesetzt sind Fragestellungen zum „Extremismus von links oder rechts“eher von beiläufigem Interesse.
Nur 7,7 Prozent der Menschen halten das Thema für am wichtigsten. Digitalisierung landete mit 6,9 Prozent auf dem letzten Platz. Der Rest der Meinungen verteilt sich auf „weiß nicht“(2,7 Prozent) oder „ein anderes Thema“mit 5,3 Prozent. Hier konnte man keine eigenen Angaben machen.
Befragt wurden die Menschen in Thüringen auch nach den Wirtschaftssanktionen gegen Russland, die von der Europäischen Union verhängt wurden, nachdem das Land die Halbinsel Krim, also Teile der Ukraine, annektiert hatte. Sollten die Wirtschaftssanktionen aufgehoben werden oder fortbestehen, fragte Civey im Auftrag dieser Zeitung?
Eine eindeutige Mehrheit will, dass die Sanktionen „eher aufgehoben werden“(23,9 Prozent) oder sogar „eindeutig aufgehoben werden“(39,2 Prozent). Dass hingegen die Sanktionen fortbestehen wollen 14 Prozent der Thüringer und zusätzlich 10,6 Prozent, dass sie „eher fortbestehen“. Der Rest der Teilnehmer an der Erhebung konnte sich nicht entscheiden.
Nachdem Russland die Kontrolle über die Krim übernommen hatte, verhängte die Europäische Union erstmals im Frühjahr 2014 Wirtschaftssanktionen gegen das Land. Die Krim gehörte zum Staatsgebiet der Ukraine und ist eine Halbinsel im Norden des Schwarzen Meers. Dort leben etwa 2,3 Millionen Menschen.
Die USA schlossen sich den von der EU verhängten Sanktionen an, die nach und nach verschärft wurden.
Thüringens Landwirte und die Exportwirtschaft leiden unter den Wirtschaftssanktionen. Deshalb hatten sich Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) und Vertreter der Industrie- und Handelskammern wiederholt für eine Normalisierung der Beziehungen zu Russland ausgesprochen.