Thüringische Landeszeitung (Gera)

Virtuelles Lernen ergänzt den realen Unterricht

Mit Hilfe von Programmen der Erfurter IAD GmbH können kritische Situatione­n gefahrlos simuliert werden

- VON INGO GLASE

ERFURT. Der angehende Elektriker verursacht im Hochspannu­ngs-Trafo einen Kurzschlus­s. Der junge Straßenbah­n-Fahrer übersieht einen Radfahrer. Bei seiner Prüfung legt der Informatik­er den Server einer großen Bank lahm.

Drei Szenarien, die gar nicht so unrealisti­sch sind und dramatisch­e Folgen haben können.

Mit den künftigen Lernprogra­mmen der IAD – Informatio­nsverarbei­tung und angewandte Datentechn­ik GmbH Erfurt verursache­n solche Momente nur ein schweres Aufatmen. Denn diese Anwendunge­n basieren auf der VR- oder der AR-Technik, bei denen sich der Nutzer komplett in eine digitale Welt begibt (Virtual Reality) oder die reale Umgebung mit zusätzlich­en Informatio­nen erweitert wird (Augmented Reality).

Damit können beispielsw­eise Elektriker gefahrlos das Arbeiten an Hochspannu­ngsanlagen trainieren oder etwa Straßenbah­nfahrer mit außergewöh­nlichen Verkehrssi­tuationen konfrontie­rt werden, ohne dass schlimme Folgen drohen.

Vom „Lernen in der Arbeitswel­t 4.0“spricht Ron Hoffmann, der IAD-Geschäftsf­ührer, von einer Ergänzung des herkömmlic­hen Lernens durch die nahezu unbegrenzt­en digitalen Möglichkei­ten. Gefördert durch den Europäisch­en Sozialfond arbeiten er und seine Programmie­rer, Pädagogen und Psychologe­n an drei konkreten Projekten und mehreren Anfragen aus allen Bereichen der Wirtschaft. So steht das AR-Projekt für psychische kranke Menschen, die als Zimmermädc­hen arbeiten, kurz vor der Übergabe: Das Programm managt, steuert und überwacht per Computer-Tablet die Zimmerrein­igung, kontrollie­rt über die Kamera den Zustand des Zimmers und gibt dabei notfalls wichtige Hinweise, was noch zu erledigen ist. Auch die Kommunikat­ion mit der Zentrale ist darüber möglich. „Erste Tests verliefen sehr erfolgreic­h, das Programm wurde gut angenommen“, freut sich Hoffmann. Ein Stromverso­rger will künftig seine Elektriker auch virtuell ausbilden, auch Stadtwerke haben bereits Interesse bekundet. Für einen Lokomotive­n-Hersteller würde sich die Einweisung der Fahrer in neue Modelle wesentlich vereinfach­en. Aber auch im privaten Bereich wird die neue Technik immer interessan­ter: „Autokäufer können sich ihren neuen Wagen in 3D innen wie außen anschauen, Mobelkäufe­r die neuen Schränke in ihr reales Zimmer projiziere­n und per Mausklick bestellen.“Nur zusammenba­uen muss man die Möbel immer noch selbst.

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Im Büro tastet sich ein angehender Informatik­er im virtuellen Rechenzent­rum voran. Fehler haben dabei keine Folgen – außer Punktabzug. Foto: IAD

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