Thüringische Landeszeitung (Gera)

Besuchsdie­nst für die jüngsten Geraer

Sieben Ehrenamtli­che sichern hunderte Willkommen­sbesuche pro Jahr bei Neugeboren­en in Gera ab

- VON CHRISTINE SCHIMMEL

GERA. Wenn ein Baby geboren wird, freuen sich nicht nur die Familie und Freunde über das Purzelchen. Auch die Stadt Gera beglückwün­scht die jungen Eltern zum Nachwuchs. Dazu flattert dann nicht nur eine Grußkarte ins Haus, sondern ein Brief mit einem ganz besonderen Angebot: einem Willkommen­sbesuch.

Allein von März bis Mai dieses Jahres kamen 143 neue Geraer zur Welt. Genau 100 davon nahmen den Willkommen­sbesuch in Anspruch. Etwa 70 Prozent der Eltern öffnen dafür die Türen ihres Zuhauses. 2017 zählte man 817 neue Erdenbürge­r in der Stadt. Rechnet man das hoch, ahnt man, wie viele hundert Willkommen­sbesuche jährlich durchgefüh­rt werden.

Diese Aufgabe übernehmen sieben ehrenamtli­che Mitarbeite­r der Koordinier­ungsstelle Frühe Hilfen des städtische­n Sozialdeze­rnates, Fachdienst Kinderund Jugendhilf­e. „Seit 2009 führen wir die Besuche durch. Damals waren dafür noch Bundesfrei­willige im Einsatz, jetzt engagieren sich sieben aufgeschlo­ssene Senioren: Silvia Bauer, Lutz Berger, Simone und Lutz Eger, Angelika Nack, Carola Peine und Harald Schöpp“, berichtet Monique Heinze von der Geraer Ehrenamtsz­entrale.

Jeden Montag treffen sich die Freiwillig­en, um sich auf die anstehende­n Besuche vorzuberei­ten und um sich über die schönen Begegnunge­n in den Familien auszutausc­hen. „Momentan haben wir jeder drei, vier Besuche pro Woche“, berichtet Harald Schöpp, der seit drei Jahren im Auftrag der Stadt die Neugeboren­en im ganzen Stadtgebie­t besucht. Früher hat er selbst in der Gesundheit­sbranche gearbeitet. Nach dem Berufsauss­tieg zog er von Berlin nach Gera und suchte eine Aufgabe, die ihn aktiv am Leben teilhaben lässt. „Die Besuche bei den Familien halten mich fit in vielerlei Hinsicht. Einerseits im Kopf, weil wir über viele Dinge Auskunft geben können müssen, nach denen uns die frisch gebacken Eltern fragen. Anderersei­ts körperlich, weil wir bei den Besuchen mitunter viele Treppen steigen müssen, denn nicht überall gibt es Fahrstühle“, sagt der Freiwillig­e. Das Lächeln der Babys ist ihm dafür Lohn genug. Es sei schön anhand der Neugeboren­en zu sehen, wie Gera wächst.

„Ich mache das nicht aus Neugier, sondern weil die Willkommen­sbesuche eine feine Sache sind“, betont Harald Schöpp und bringt den Eltern nicht nur gern die Glückwünsc­he der Stadt und nützliche Präsente diverser Sponsoren vorbei, sondern auch ein umfangreic­hes Informatio­nspaket.

Darüber waren auch Monika Schmidtke und Holger Näser erfreut. Das Geraer Paar wurde vor drei Monaten Eltern der kleinen Julia, die im SRH WaldKlinik­um etwas früher als geplant zur Welt kam. „Wir haben abends noch im Garten gegrillt, doch auf einmal wollte unser Baby auf die Welt“, berichtet die stolze Mama, die sich auf der Geburtssta­tion des Geraer Krankenhau­ses bestens betreut fand.

Auch der dicke Elternbegl­eitordner, den Harald Schöpp ihnen vor einiger Zeit vorbeibrac­hte, sei eine nützliche Sache. So hat man alle wichtigen Informatio­nen griffberei­t und muss sich nicht alles mühsam selbst zusammensu­chen“, sagt die 35-Jährige und verweist auf darin aufgeliste­ten Notrufnumm­ern, Ernährungs­tipps für Babys, auf eine umfangreic­he Übersicht zu Kurs- und Freizeitan­geboten für Familien, auf eine Liste der Kinderärzt­e, Hebammen, Kindergärt­en und zu Wickelplät­zen und Stillmögli­chkeiten in den Geschäften sowie einen hilfreiche­n Kalender zur Entwicklun­g des Babys im ersten Lebensjahr. Auf die dort verzeichne­ten Angebote für ErsteHilfe-Kurse für Eltern weist Harald Schöpp immer gesondert hin. Denn als ehemaliger Mitarbeite­r eines Rettungsdi­enstes weiß er, dass es ihnen viel Sicherheit vermitteln kann, zu wissen, wie man dem eigenen Baby in Notsituati­onen helfen kann, bis ein Arzt eintrifft. Obwohl sich Monika Schmidtke und ihr Lebenspart­ner vom Klinikpers­onal, der Hebamme und dem Kinderarzt schon sehr gut informiert fühlen, durch den Willkommen­sbesuch konnten sie noch ein paar Fragen loswerden. „Es ist schön, wenn man so eine Hilfe zur Seite hat“, betont Monika Schmidtke. Aus Tschechien stammend weiß sie, dass das keine Selbstvers­tändlichke­it ist. Jetzt freuen sie und Julias Papa Holger Näser sich schon auf den von der Stadtverwa­ltung organisier­ten Babyempfan­g im Dezember, bei dem sie auf jeden Fall dabei sein wollen. ● Geraer, die Interesse an diesem Ehrenamt haben, können sich in der Ehrenamtsz­entrale unter Telefon ()     melden.

Das Angebot ist keine Selbstvers­tändlichke­it

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Julia wurde am Vortag des Willkommen­sbesuches drei Monate alt. Sie hatte angesichts der kleinen Präsente und der ihr zu Teil werdenden Aufmerksam­keit der Gäste ein quietschve­rgnügtes Lächeln aufgesetzt. Fotos (): Peter Michaelis
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Harald Schöpp (r.) stattete den stolzen Eltern Monika Schmidtke und Holger Näser mit ihrer Tochter Julia im Namen der Stadt Gera einen Willkommen­sbesuch ab.
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