Thüringische Landeszeitung (Gera)
Was ist für Si eZ uhause, Wolfgang Wehr?
Bereits meine Doktorarbeit im und Thüringen. Heute bin ich Fach Bauingenieurwesen be- Professor an der FH in Erfurt, schäftigte sich mit der Sanie- Schlossherr und neuerdings rung historischer Stützmau- auch Bürgermeister von Grä- ern und ich war viel in dem Be- fenthal. Diese drei Tätigkeiten reich tätig. Eines Tages dachte machen mir so viel Freude, ich mir: „Vielleicht kannst du dass ich eigentlich keinen Ab- auch mal deine eigene histori- stand von ihnen brauche. Eine sche Mauer sanieren?“Im strikte Trennung zwischen Be- Internet stieß ich auf das ver- ruf und Privatleben gibt es bei fallene Schloss Gräfenthal. Dass das Anwesen wie eine alte Ritterburg wirkte, sprach mich an. Damals, 2002, fragte ich mich noch häufiger: „Kriege ich das hin?“Heute kann ich sagen: „Die Hälfte ist geschafft.“16 Jahre pendelte ich zwischen meinem früheren Arbeitsort Frankfurt am Main mir nicht. Das Schloss sollte auch nie nur mein privates Do- mizil sein. Es beherbergt be- reits Gastronomie und ein Mu- seum, das verschiedenste Zeugnisse aus der Lokalge- schichte präsentiert. Beispiels- weise residierten hier einst die Pappenheimer, deren Name im 30-jährigen Krieg eine bis heute andauernde Bekannt- heit erlangte. Mit 4800 Zinnfi- guren, die mir ein Sammler vermachte, sind auch drei Schlachten Napoleons origi- nalgetreu nachgestellt. Dass in diesen Mauern Geschichte lebendig wird, freut mich sehr. Auch privat bevorzuge ich historisches Mobiliar. Moderne Möbel finde ich schrecklich und würde mich für kein Geld der Welt damit einrichten. Zurzeit wird übrigens besonders deutlich, wie vorteilhaft so eine alte Schlossarchitektur ist. Es gibt hier Gewölbekeller, in denen permanent eine Temperatur von 14 Grad herrscht. Öffnet man eine dieser Gewölbetüren und positioniert sich auf einem Stuhl in Richtung Garten, ist dies auch bei größter Hitze ein wunderschöner und ideal temperierter Ort. Aufgezeichnet von Ariana Mirza