Thüringische Landeszeitung (Gera)
Ganz schön verworren
Von Schnürsenkeln bis Segeltau: Knoten gehören zu unserem Leben. Zu Formationen und Mustern geknüpft verschönern sie sogar das Zuhause
Knoten halten Dinge fest. Schon zu Zeiten des Inkareichs verstand man das im übertragenen Sinn: Denn die Ureinwohner Südamerikas verwendeten keine Schrift, knüpften dafür aber Daten und Fakten in Schnüre, sogenannte Quipus. Vollständig entziffert ist das System bis heute nicht – vermutlich dienten die Knotenschnüre zum einen der statistischen Erfassung von Erntemengen, Abgaben oder Einwohnern, zum anderen der Übermittlung von Nachrichten. Damit gehören die Quipus zu den wenigen erhaltenen Zeugnissen, die Rückschlüsse auf die Gesellschaftsorganisation erlauben.
Knoten, die sich über Jahrtausende hinweg nicht lösen – wer schon einmal versucht hat, fest verschlungene Schnürsenkel zu entwirren, dem graust es bei dieser Vorstellung. Dass Knoten aber halten, wenn es darauf ankommt, ist in vielen Bereichen tatsächlich lebenswichtig: In der Schifffahrt werden Leinen und Taue befestigt. Rettungskräfte beherrschen Knoten, um sich selbst und andere zu sichern und auch Bergsteiger binden sich mit Knoten ins Seil ein.
Dabei kommt es nicht nur auf Genauigkeit an, sondern auch auf das Wissen, welcher Knoten für welche Situation geeignet ist. Deshalb wird für den Bootsführerschein, in Feuerwehrschulen und auch in der militärischen Ausbildung in Knotenkunde geprüft. Wie geht ein Palstek? Worauf kommt es bei einem Sackstich an? Um das Ganze noch komplizierter zu machen, tragen die Knoten je nach Anwendungsbereich verschiedene Namen.
Einfacher hat es, wer die Knoten nur zur Zierde machen möchte. Etwa bei der Knüpftechnik Makramee, die wieder schwer angesagt ist. Zwar gibt es auch dabei doppelte, gedrehte, vorwärtsund rückwärtsgewandte Varianten von Knoten. Die Auswahl folgt allerdings eher ästhetischen Ansprüchen.