Thüringische Landeszeitung (Gera)

AfD will nicht mehr raus aus der EU

Die Partei möchte das Europaparl­ament abschaffen. „Es geht darum, Wähler zu gewinnen“

- VON THERESA MARTUS

RIESA. Alexander Gauland kann scharfe, sehr scharfe Reden halten, wenn er will – er kann aber auch das Gegenteil. Das stellte er am Wochenende im sächsische­n Riesa unter Beweis, wo der 77-jährige Parteiund Fraktionsc­hef der AfD seine krawallaff­ine Partei auf einen „realistisc­hen“Kurs für die Europawahl einschwor. „Wer auch immer mit dem Gedanken an den Dexit spielt, muss sich fragen lassen: Ist das nicht eine Utopie und sollten wir nicht realistisc­h bleiben?“, so Gauland.

Eben diesen „Dexit“– also den EU-Austritt Deutschlan­ds – hatte sich die Partei vor dem Wochenende in den Leitantrag für ihr Programm zur Europawahl geschriebe­n: Wenn sich die Reformvors­tellungen der AfD für die EU nicht innerhalb einer Legislatur­periode umsetzen lassen, hieß es darin, sei der Austritt aus der Gemeinscha­ft „notwendig“.

Gaulands Mahnung zeigte offenbar Wirkung: Die rund 500 Delegierte­n entschiede­n sich gegen die Frist von einer Legislatur­periode für Reformen – der „Dexit“soll, wenn es nach der AfD geht, nun kommen, wenn die EU nicht „in angemessen­er Zeit“reformiert wird. Ersatzlos abschaffen will die Partei dafür das EU-Parlament, auch das beschloss sie. Hinter dem mäßigenden Kurs des Vorstands steht Kalkül. Er glaube nicht, dass es klug sei, mit einer „Maximalfor­derung“ in die Europawahl zu gehen, sagte Gauland. Beatrix von Storch, Bundestags­abgeordnet­e und Vorstandsm­itglied, formuliert­er noch deutlicher: „Es geht darum, Wähler zu gewinnen“, sagte sie. Mit einem sanfteren Tonfall „erreichen wir auch die Mitte der Gesellscha­ft“.

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