Thüringische Landeszeitung (Gera)
Abserviert
Machtmensch Wagenknecht ohne Mut
Mit großem Brimborium hat es Sahra Wagenknecht geschafft, ihre Sammlungsbewegung „Aufstehen“ins Gleis zu stellen. Dabei blieb es aber auch. Demonstrationsaufrufe, die statt der erhofften mehreren tausend nur einige hundert Menschen auf die Straße gebracht haben, stehen bildlich für den Misserfolg dieser Bewegung.
Die ist nicht mehr gewesen als der Versuch, eine Alternative zu linker Politik zu installieren. Darin wäre Wagenknecht, die sich im Dauerstreit mit der Parteispitze befindet, dann die unangefochtene Spitzenfrau gewesen, was wohl ihrem eigenen Machtanspruch gerecht geworden wäre. Ihre innerparteilich herausgehobene Stellung als Fraktionschefin der Linken im Bundestag hat es ihr erst möglich gemacht, diesen Wirbel um die als Vorfeldorganisation der Partei angelegte Bewegung zu verursachen. Diesem Anspruch ist sie nie gerecht geworden.
Wagenknecht aber hat sich vor allem in der eigenen Partei durch manche Aussagen zur Flüchtlingspolitik Feinde gemacht – weil sie linke Positionen räumen wollte. Wer Gastrecht missbrauche, der verwirke es, sprach sie zum Beispiel als Reaktion auf die Silvesternacht von Köln aus, was wohl deutschlandweit viele Menschen bis heute denken. Wagenknecht wurde oft bescheinigt, dass sie mit gesundem Menschenverstand Politik mache. Ebenso oft hielt man ihr Populismus und ein Anbiedern an rechte Positionen vor.
Ihr jedenfalls scheint es herzlich egal, unter welchem Label sie an der Spitze steht – „Aufstehen“will sie nicht mehr. Der Mut hat sie verlassen. Sie zieht sich als zentrale Figur zurück – und serviert damit auch alle Sympathisanten eiskalt ab.