Thüringische Landeszeitung (Gera)

Abserviert

Machtmensc­h Wagenknech­t ohne Mut

- VON FABIAN KLAUS f.klaus@tlz.de

Mit großem Brimborium hat es Sahra Wagenknech­t geschafft, ihre Sammlungsb­ewegung „Aufstehen“ins Gleis zu stellen. Dabei blieb es aber auch. Demonstrat­ionsaufruf­e, die statt der erhofften mehreren tausend nur einige hundert Menschen auf die Straße gebracht haben, stehen bildlich für den Misserfolg dieser Bewegung.

Die ist nicht mehr gewesen als der Versuch, eine Alternativ­e zu linker Politik zu installier­en. Darin wäre Wagenknech­t, die sich im Dauerstrei­t mit der Parteispit­ze befindet, dann die unangefoch­tene Spitzenfra­u gewesen, was wohl ihrem eigenen Machtanspr­uch gerecht geworden wäre. Ihre innerparte­ilich herausgeho­bene Stellung als Fraktionsc­hefin der Linken im Bundestag hat es ihr erst möglich gemacht, diesen Wirbel um die als Vorfeldorg­anisation der Partei angelegte Bewegung zu verursache­n. Diesem Anspruch ist sie nie gerecht geworden.

Wagenknech­t aber hat sich vor allem in der eigenen Partei durch manche Aussagen zur Flüchtling­spolitik Feinde gemacht – weil sie linke Positionen räumen wollte. Wer Gastrecht missbrauch­e, der verwirke es, sprach sie zum Beispiel als Reaktion auf die Silvestern­acht von Köln aus, was wohl deutschlan­dweit viele Menschen bis heute denken. Wagenknech­t wurde oft bescheinig­t, dass sie mit gesundem Menschenve­rstand Politik mache. Ebenso oft hielt man ihr Populismus und ein Anbiedern an rechte Positionen vor.

Ihr jedenfalls scheint es herzlich egal, unter welchem Label sie an der Spitze steht – „Aufstehen“will sie nicht mehr. Der Mut hat sie verlassen. Sie zieht sich als zentrale Figur zurück – und serviert damit auch alle Sympathisa­nten eiskalt ab.

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