Thüringische Landeszeitung (Gera)
Feuerteufel hält Jenaer Feuerwehr in Atem
Einsatzkräfte müssen am Samstag zu vier Bränden ausrücken. Bei allen ist Brandstiftung die Ursache
JENA. Der Jenaer Feuerwehrchef Peter Schörnig schüttelt den Kopf. Nein, eine solche Brandserie hat er in 37 Jahren bei der Feuerwehr noch nicht erlebt. Binnen acht Stunden hat es am Samstag viermal in der Stadt gebrannt. Viermal handelte es sich um Brandstiftung. Und viermal traf es mit Jenawohnen den größten Vermieter der Stadt.
Um 1.41 Uhr geht der erste Notruf aus der Weigelstraße ein. In einem Wohn- und Geschäftshaus brennt eine Kellerbox. Die Berufsfeuerwehr und die Freiwillige Feuerwehr Jena-Mitte rücken aus. „Wir hatten das Feuer gerade gelöscht, da gab es den zweiten Alarm“, sagt Wachabteilungsleiter Christian Meyfarth von der Berufsfeuerwehr. In der Frauengasse am Rande der Innenstadt stehen Räume mit Kellerboxen im Vollbrand. Der Rauch zieht nicht nur durchs Treppenhaus, sondern dringt durch die Versorgungsschächte in die Wohnungen.
Die Feuerwehr entscheidet, 13 Wohnungen zu evakuieren. Freiwillige der Katastrophenschutzzüge betreuen die Menschen in der Hauptwache. Schnell steht fest, dass die Bewohner nicht zurückkehren können. Die enorme Hitze hat die Strom- und Wasserleitungen beschädigt.
„Wer nicht bei Freunden oder Bekannten untergekommen ist, dem haben wir ein Hotelzimmer besorgt“, sagt Gunnar Poschmann, Sprecher von Jenawohnen. Wie lange es bis zur Reparatur dauert, kann das Unternehmen auch am Sonntag noch nicht abschätzen, weil zunächst die Kriminalpolizei Spuren sichern muss.
Parallel zu den Löscharbeiten folgt um 5.27 Uhr der dritte Alarm in einem Gebäude der Stadtwerke-Tochter. Nur wenige Schritte von der Frauengasse entfernt, schlägt in einer Immobilie in der Saalstraße die Brandmeldeanlage an. 20 Bewohner müssen das Haus verlassen. Die Rettungskräfte machen als Quelle des Rauches brennende Mülltonnen in einem abgeschlossenen Raum aus, dessen Fenster verschlossen ist und keine Einbruchsspuren aufweist. Die Feuerwehrleute tragen die glimmenden Tonnen vors Haus, um sie final zu löschen. Zu diesem Zeitpunkt sind zehn Freiwillige Feuerwehren im Einsatz. Rauchschwaden ziehen über den Inselplatz, der im strömenden Regen einem Meer aus Blaulicht gleicht. Zu den vielen Feuerwehren gesellen sich die Rettungsdienste und die Polizei, die sofort mit den Ermittlungen beginnt.
Kurz vor 10 Uhr schrillen wieder die Sirenen. In einem Hauseingang in der Zwätzengasse stellen Bewohner Rauch fest. Die Feuerwehr braucht nur zwei Minuten bis zur Einsatzstelle. „Jemand hat eine Fahrradtasche angezündet, die schnell gelöscht war“, sagt Schörnig. Die Parallele: Wieder trifft es ein Gebäude von Jenawohnen.
Doch wie verschaffen sich der oder die Brandstifter Zugang zu den Häusern, zumal es keinen übergreifenden Generalschlüssel gibt? „Wir wissen es nicht“, sagt Sprecher Poschmann.
In den vergangenen Wochen musste die Feuerwehr mehrfach zu Kellerbränden ausrücken. Die Serie hatte Silvester begonnen, als es in einem Elfgeschosser in Lobeda-Ost brannte. „Wir müssen davon ausgehen, dass jemand in Jena bewusst und in aggressiver Weise Menschenleben in Gefahr bringt“, sagt Schörnig.
Der zuständige Dezernent Benjamin Koppe bittet die Bewohner um erhöhte Vorsicht. Sie sollten die Kellerräume abschließen, ein Auge auf unbekannte Personen im Haus haben und Rauchentwicklungen sofort melden, sagt er.