Thüringische Landeszeitung (Gera)
Vom Maler zum Restaurator
Jan Broders ist mit einem Atelier für Dekorationsmalerei und Restaurierung selbstständig in Neustadt an der Orla
Neustadt an der Orla. Dinge zu bewahren, die vor Jahrzehnten, gar Jahrhunderten erschaffen wurden – das ist es, was Jan Broders an seinem Beruf fasziniert. Seit 2012 ist er mit seinem Atelier für Dekorationsmalerei und Restaurierung in Neustadt an der Orla selbstständig.
„Früher wurde alles für die Ewigkeit gebaut, Möbel, Wände und Decken bemalt. Das zu erhalten, ist eine interessante Sache“, sagt der 52-Jährige, der sich auf die Restauration gefasster Objekte, Illusionsmalerei, Vergoldung, Holz- und Marmormalerei und Rekonstruktionen spezialisiert hat. Aber auch Fassadengestaltung und klassische Maler- und Tapezierarbeiten gehören zu seinen Tätigkeiten. Genau diese Bandbreite ist es, die Jan Broders an seiner Arbeit schätzt.
„Jeder Auftrag ist anders, es muss nicht immer wieder stupide dasselbe gemacht werden“, sagt er. So muss er bei jedem Möbelstück, jeder Wand und jedem Gemälde die Eigenheiten herausarbeiten und danach ganz individuell entscheiden, wie er am besten bei der Restaurierung vorgeht. Wichtig sei zudem, dass die einzelnen Arbeitsschritte genau abgestimmt sind, etwa die Trockenzeiten der Farben. Motto seiner Arbeit ist: „Geschätzt wird, was selten ist.“
Jan Broders ist gelernter Maler, seine Ausbildung absolvierte er im väterlichen Betrieb von 1983 bis 1985. Schon in dieser Zeit entdeckte er sein Interesse für alte Handwerktechniken, die beim Gestalten von Räumen angewendet wurden. „Der Betrieb wurde 1902 von meinem Urgroßvater Eduard F. Broders gegründet, weshalb wir einen großen Fundus an alten Werkzeugen und Technologien hatten“, erklärt Jan Broders. Dazu gehören etwa Schablonen und Musterwalzen aus den vergangenen Jahrhunderten, die schon der Urgroßvater nutzte und Jan Broders auch noch heute bei seiner Arbeit verwendet. Doch nicht nur die Ausbildung bei seinem Vater prägte den 52-Jährigen. Auch sein älterer Bruder Klaus, der Restaurator im Handwerk ist, verhalf ihm zu weiteren Einblicken in diesem Bereich.
Den Familienbetrieb wieder eröffnet
1992 verabschiedete sich der Vater in den Ruhestand, und Jan Broders sammelte anschließend in diversen Malerfirmen Erfahrungen. Am prägendsten für seine jetzige Tätigkeit war seine Zeit im Thüringer Restaurierungsatelier Coreon, in dem er von 2000 bis 2008 angestellt war. „Dort habe ich mit vielen Diplom-Restauratoren zusammengearbeitet, wodurch sich mein Interesse in diesem Bereich weiter entwickelt hat“, erzählt der Neustädter. Durch den Erfahrungsaustausch mit den Kollegen, das Studieren von Fachliteratur sowie den Besuch von entsprechenden Seminaren habe er sich in diesem Zeitraum 80 Prozent seines Wissens zur Restaurierung und Dekorationsmalerei angeeignet. Nachdem er in den folgenden Jahren in weiteren Malerbetrieben angestellt war, folgte 2012 der Entschluss, das Familienunternehmen Broders wieder ins Leben zu rufen und in der vierten Generation weiterzuführen.
Ein Studium hat Jan Broders nicht absolviert. „Das Diplom fehlt vor dem Restaurator. Wenn man so will, bin ich ein Maler mit speziellen sagt er über sich. Doch auch ohne Diplom in der Tasche ist er bei seinen Fachkollegen anerkannt, die um seine handwerklichen Fähigkeiten wissen. Nicht umsonst wird er immer wieder von ihnen angefragt, sie bei Aufträgen zu unterstützen. Das beweisen auch die zahlreichen Maler- und Restaurierungsarbeiten
Fähigkeiten“, in öffentlichen denkmalgeschützten Objekten, an denen Jan Broders mitwirkte. Unter anderem restaurierte er die Nischenbemalung im kleinen Saal auf Schloss Burgk, ebenso war er im Schloss Oppurg tätig. Aber auch außerhalb des Saale-Orla-Kreises ist er gefragt.
Aufträge führten ihn auch schon in die Staatskanzlei
Im Erfurter und im Geraer Rathaus sowie in der Alten Post in Erfurt arbeitete er etwa bei der Wiederherstellung von Wandund Deckenmalereien, Vergoldung und Holzimitationen. Im vergangenen Jahr rekonstruierte er die Farbfassung des Nebengebäudes des Pfarrhauses in Apfelstädt, und eine Referenz sind ebenfalls Musterachsen in der Staatskanzlei in Erfurt. Auch Aufträge von privaten Kunden übernimmt er regelmäßig. So rekonstruierte er kürzlich die Deckenmalerei eines Privathauses in der ErnstThälmann-Straße in Neustadt, die durch einen Wasserschaden zerstört worden war, restaurierte Türen, die etwa aus dem Jahr 1895 stammen und bauzeitlich bemalt waren.
Auch Möbelstücke wertet er wieder auf und versetzt sie in ihren ursprünglichen Zustand. Derzeit hilft er bei der Restaurierung von Bildern, die Ende des Jahres in der Ausstellung „Neustädter Maler zwischen Handwerk und Kunst“im Museum für Stadtgeschichte in Neustadt zu sehen sein werden.