Thüringische Landeszeitung (Gera)
Debatte um den Dienst der Jugend an der Gesellschaft hält an
Vor einem Jahr wurde das Thema diskutiert. Mittlerweile hat die CSU ein mehrmonatiges „Deutschland-Praktikum“vorgeschlagen
Gabi und Peter Bach aus Erfurter Ortsteil Urbich schreiben: Wann erfolgt für alle Jugendlichen endlich ein Gesellschaftsjahr, in dem sie sich in den verschiedensten Bereichen für die Gesellschaft einbringen können. Bereits am 26. Juni 2018 hatte ich das Thema veröffentlicht und auch an die Bundesregierung geschrieben. Wenige Zeit später wurde das Thema von Frau Annegret Kramp-Karrenbauer aufgegriffen und ist aber scheinbar wieder wegen starker Ablehnung zu den Akten gelegt worden!
Mit einer höflichen E-Mail aus Berlin wurde mir auf meine Anfrage mitgeteilt, dass wir ein freiwilliges soziales Jahr für unsere Jugendlichen haben!
Was ist aber mit dem überwiegenden Teil unserer jungen Generation?
Ich bin mir sicher, dass sich hierbei viele junge Frauen und Männer in allen sozialen Bereichen positiv engagieren und somit Erfahrungen für ihren weiteren Lebensweg sammeln können.
Für die Gesellschaft wäre es ein weiterer Schritt, insbesondere in den Pflegebereichen etwas die heutige Personalsituation zu verbessern.
Dies wäre eine Entlastung für die ausgebildeten Pflegekräfte, zumal die jungen Leute bestimmte Aufgaben übernehmen könnten.
Das freiwillige Jahr ist zwar gut, aber aus meiner Sicht sollten alle Jugendlichen etwas für die Gesellschaft tun! Liebe Leserfamilie Bach, es ist jetzt fast genau ein Jahr her, dass wir Ihren Leserbrief zum Thema verpflichtendes soziales Jahr veröffentlicht haben. Sie hoffen dabei ja vor allem, dass sich der Pflegenotstand etwas lindern ließe mit diesen jungen, allerdings auch ungelernten Kräften. Damals war auch in der CDU die Rede davon, die Wehrpflicht wieder einzuführen – und in ihrem Gefolge würde es dann auch wieder die Möglichkeit für den Zivildienst geben.
Nun hatten Sie den Eindruck, dass die Debatte schnell wieder versandet ist. Dieser Eindruck täuscht allerdings: Anfang Mai hat etwa die Frankfurter Allgemeine berichtet, dass die CSU alle Auszubildenden und Studenten zu einem sogenannten „Deutschland-Praktikum“verpflichten oder sie doch zumindest zu einem solchen Dienst animieren möchte. Es sollen sich dabei Elemente des früheren Zivildienstes mit der früheren Wehrpflicht verbinden, hieß es. Das gehe aus einem Positionspapier des CSU-Vorstands hervor. Dieses „Deutschland-Praktikum“richtet sich demnach nicht nur an junge Männer, sondern will junge Frauen gleichermaßen in die Pflicht nehmen. Allerdings ist, nachdem die CSU mit diesem Vorschlag von sich reden machte, öffentlichkeitswirksam nichts weiter passiert. Übrigens denkt die CSU auch nicht an ein Praktikum, das ein ganzes Jahr dauert, sondern eher an eine Verpflichtung von acht bis zwölf Wochen, wie es heißt. CSU-Parteichef Markus Söder sagte in diesem Zusammenhang, auch viele in der CSU hätten zwar Sympathie für eine allgemeine Dienstpflicht, das „Deutschland-Praktikum“, wie es seine Partei allerdings vorschlage, solle aber freiwillig und ein Einstieg für mehr staatsbürgerschaftliches Engagement sein.
Wir werden an dem Thema weiter dranbleiben. Allerdings ist anzunehmen, dass das Vorhaben – ob nun als Wiedereinführung der Wehrpflicht oder als mehrmonatiges Praktikum – keine besondere Priorität hat. Das hat Gründe, die auch finanziell bedingt sind: So hat die bayerische Chefin des Sozialverbands VdK, Ulrike Mascher, jüngst betont, dass es beim Freiwilligen Sozialen Jahr und dem Bundesfreiwilligendienst schon heute mehr Nachfrage gebe, als die Politik Stellen finanzieren wolle: „Die Diskussion über eine Dienstpflicht ist eine Schaufensterdebatte, die an den wirklichen Problemen vorbeigeht“, sagte im Mai Mascher in der Augsburger Allgemeinen. Selbst die Bundeswehr wäre nach Maschers Ansicht in der augenblicklichen Verfassung gar nicht in der Lage, auch noch Massen an Praktikanten aufzunehmen.