Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Haus der Kultur“wartet auf Sanierung

Am Kultur- und Kongressze­ntrum besteht großer Handlungsb­edarf. Allein die energetisc­he Sanierung kostet Millionen

- VON MARCEL HILBERT

Gera. Dass mit dem Kultur- und Kongressze­ntrum in Gera eines der wichtigste­n Veranstalt­ungshäuser in Ostthüring­en in die Jahre gekommen ist, dürfte wohl keine besonders überrasche­nde Erkenntnis sein. Äußerlich, vor allem aber auch technisch besteht nicht erst seit gestern Handlungsb­edarf. Den sieht auch die Stadt, an Beauftragu­ngen von Sofortmaßn­ahmen würde in regelmäßig­en Beratungen zwischen Baudezerna­t und Fachdienst Kultur gearbeitet.

Natürlich ist der Stadt auch klar, dass der Handlungsb­edarf an dem Geraer Kulturhaus nicht nur punktuell, sondern umfassend besteht. Allein, um alle notwendige­n Arbeiten anzugehen, hat sich inzwischen eine beträchtli­che Investitio­nssumme aufgetürmt. Die könne laut Stadt für eine Gesamtsani­erung des KuK gar nicht beziffert werden, heißt es auf Nachfrage: „Eine Kostenschä­tzung liegt nur für die energetisc­he Sanierung vor“, die bei etwa 16,8 Millionen Euro ansetzte, allerdings schon ein paar Tage alt ist. Hinzu käme für eine Niederspan­nungsstati­on und das Brandschut­zkonzept eine halbe Million Euro.

Eine lange Liste nötiger Arbeiten

Fragt man nach allen Arbeiten, die eigentlich am KuK zu erledigen wären, bekommt man eine lange Liste: Fassade, Elektroins­tallation, Dachhaut, Regenfallr­ohre, Klimaanlag­e, Licht- und Tontechnik, Aufzüge, Bühnenmasc­hinerie, Fußboden und Abflüsse in der Küche, der Saalfußbod­en und die Saalbestuh­lung müssten erneuert, die Terrasse samt Treppe zum zentralen Platz saniert, Leinwände angeschaff­t werden. Unterschie­den zwischen „dringend notwendig“und „im Zuge einer Gesamtsani­erung sinnvoll oder wünschensw­ert“werden die Maßnahmen nicht. Auch wird nicht näher auf die Frage eingegange­n, ob an konkreten Maßnahmen akut die Betriebser­laubnis als Spielstätt­e hänge. „Beim KuK handelt es sich um eine genehmigte bauliche Anlage“, so die Antwort der Stadt.

Genau diese Sorge treibt Andreas Schubert von den Geraer Linken aber um, und das nicht erst seit den Wochen vor der Stadtratsw­ahl, als er mehrfach das KuK-Thema aufzumache­n versuchte. „Wir müssen befürchten, dass über kurz oder lang die Betriebser­laubnis für das KuK verloren geht, das KuK als große Ostthüring­er Spielstätt­e gefährdet ist“, sagte er nun, nach der Wahl, auf Nachfrage unserer Zeitung. Das Thema stünde nach wie vor und auch für den neuen Stadtrat auf der aktuellen stadtpolit­ischen Agenda, so Schubert. Er erinnert daran, dass es seit einiger Zeit eine Förderkuli­sse für die energetisc­he Gesamtsani­erung des KuK mit 80-prozentige­r Förderquot­e über den Europäisch­en Fonds für regionale Entwicklun­g (Efre) gebe. Das Problem ist der Eigenantei­l. Und die Zeit drängt.

Von 16 Millionen 80 Prozent gefördert

Der vom Land aufgezeigt­e Weg, den die Stadt auf unsere Nachfrage noch einmal skizziert, baut auf sogenannte „rentierlic­he Kredite“. Das Landesverw­altungsamt habe der Stadt nach deren Aussagen im Oktober 2017 schriftlic­h gegeben, dass solche Kredite trotz Haushaltss­icherung aufgenomme­n werden könnten, wenn die „Einsparung­en bei den Bewirtscha­ftungsund Unterhaltu­ngskosten von selbst genutzten Einrichtun­gen nachgewies­en werden und belegt wird, dass diese dauerhaft höher sind, als der aufzubring­ende Kapitaldie­nst“. Dieser Nachweis sei nach Angaben der Stadt möglich gewesen, mit einem 2016 erstellten „Energetisc­hen Quartiersk­onzept Geras Neue Mitte“, dass nach Aufnahme ins Efre-Förderprog­ramm veranlasst wurde. Das Konzept war Ausgangspu­nkt des Fördermitt­elantrags beim Land für die energetisc­he Sanierung des KuK. Für den ersten Realisieru­ngsabschni­tt von sechs Millionen Euro kam 2018 Grünes Licht vom Land, die Fördermitt­el seien ausgereich­t worden. Auch für den zweiten, rund zehn Millionen Euro teuren Realisieru­ngsabschni­tt wurden die EU-Fördermitt­el vom Land bereits in Aussicht gestellt. Doch der Aufforderu­ng, dafür bis Ende 2018 einen verbindlic­hen Antrag zu stellen, kam die Stadt nicht nach. Sie musste stattdesse­n im Dezember 2018 das Infrastruk­turministe­rium darüber informiere­n, dass man die Eigenmitte­l für das Projekt im Haushalt 2019, auch über Kredite, nicht darstellen könne, teilt die Stadt auf Nachfrage mit.

Es bleibt zunächst bei Einzelmaßn­ahmen

Für Andreas Schubert stellt sich die Frage, wie man das Haus überhaupt irgendwann sanieren wolle, wenn nicht mit Hilfe einer solchen Förderquot­e. Dass die Diskussion über eine Lösung jetzt geführt werden müsse, liege daran, dass das aktuelle Förderprog­ramm nur noch bis 2020 läuft. Der Linken-Politiker fragt sich, warum das KuK nicht viel stärker in die aktuellen Überlegung­en zu Geras Neuer Mitte einbezogen wurde. Denn ohne das „Haus der Kultur“auch keine Neue Mitte.

Aktuell bleibt es erst einmal bei Einzelmaßn­ahmen am KuK. So sind nach Angaben der Stadt für dieses Jahr das Brandschut­zkonzept und daraus resultiere­nd der letzte Bauabschni­tt für die Brandmelde­anlage, vorbereite­nde Arbeiten für den Neubau einer Niederspan­nungsstati­on sowie die Erneuerung der Aufzuganla­ge geplant. „Es wird laufend durch die Mitarbeite­r an der Instandset­zung und Instandhal­tung des KuK gearbeitet“, erklärt die Stadt und erinnert als größere Maßnahmen der jüngeren Vergangenh­eit an den Einbau der Brandmelde­anlage 2014/15 und den Neubau einer Kälteanlag­e 2016/17.

• Guten Morgen

 ??  ?? Am Kultur- und Kongressze­ntrum gibt es einiges zu tun.
Am Kultur- und Kongressze­ntrum gibt es einiges zu tun.
 ?? FOTOS (): PETER MICHAELIS ?? Bei Sonnensche­in und blauem Himmel sieht das Kultur- und Kongressze­ntrum noch gut aus. Der erste Eindruck täuscht jedoch. In und am Haus hat sich ein großer Sanierungs­stau gebildet. Nicht nur Fassade und Treppe warten auf Erneuerung.
FOTOS (): PETER MICHAELIS Bei Sonnensche­in und blauem Himmel sieht das Kultur- und Kongressze­ntrum noch gut aus. Der erste Eindruck täuscht jedoch. In und am Haus hat sich ein großer Sanierungs­stau gebildet. Nicht nur Fassade und Treppe warten auf Erneuerung.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany