Thüringische Landeszeitung (Gera)
„Haus der Kultur“wartet auf Sanierung
Am Kultur- und Kongresszentrum besteht großer Handlungsbedarf. Allein die energetische Sanierung kostet Millionen
Gera. Dass mit dem Kultur- und Kongresszentrum in Gera eines der wichtigsten Veranstaltungshäuser in Ostthüringen in die Jahre gekommen ist, dürfte wohl keine besonders überraschende Erkenntnis sein. Äußerlich, vor allem aber auch technisch besteht nicht erst seit gestern Handlungsbedarf. Den sieht auch die Stadt, an Beauftragungen von Sofortmaßnahmen würde in regelmäßigen Beratungen zwischen Baudezernat und Fachdienst Kultur gearbeitet.
Natürlich ist der Stadt auch klar, dass der Handlungsbedarf an dem Geraer Kulturhaus nicht nur punktuell, sondern umfassend besteht. Allein, um alle notwendigen Arbeiten anzugehen, hat sich inzwischen eine beträchtliche Investitionssumme aufgetürmt. Die könne laut Stadt für eine Gesamtsanierung des KuK gar nicht beziffert werden, heißt es auf Nachfrage: „Eine Kostenschätzung liegt nur für die energetische Sanierung vor“, die bei etwa 16,8 Millionen Euro ansetzte, allerdings schon ein paar Tage alt ist. Hinzu käme für eine Niederspannungsstation und das Brandschutzkonzept eine halbe Million Euro.
Eine lange Liste nötiger Arbeiten
Fragt man nach allen Arbeiten, die eigentlich am KuK zu erledigen wären, bekommt man eine lange Liste: Fassade, Elektroinstallation, Dachhaut, Regenfallrohre, Klimaanlage, Licht- und Tontechnik, Aufzüge, Bühnenmaschinerie, Fußboden und Abflüsse in der Küche, der Saalfußboden und die Saalbestuhlung müssten erneuert, die Terrasse samt Treppe zum zentralen Platz saniert, Leinwände angeschafft werden. Unterschieden zwischen „dringend notwendig“und „im Zuge einer Gesamtsanierung sinnvoll oder wünschenswert“werden die Maßnahmen nicht. Auch wird nicht näher auf die Frage eingegangen, ob an konkreten Maßnahmen akut die Betriebserlaubnis als Spielstätte hänge. „Beim KuK handelt es sich um eine genehmigte bauliche Anlage“, so die Antwort der Stadt.
Genau diese Sorge treibt Andreas Schubert von den Geraer Linken aber um, und das nicht erst seit den Wochen vor der Stadtratswahl, als er mehrfach das KuK-Thema aufzumachen versuchte. „Wir müssen befürchten, dass über kurz oder lang die Betriebserlaubnis für das KuK verloren geht, das KuK als große Ostthüringer Spielstätte gefährdet ist“, sagte er nun, nach der Wahl, auf Nachfrage unserer Zeitung. Das Thema stünde nach wie vor und auch für den neuen Stadtrat auf der aktuellen stadtpolitischen Agenda, so Schubert. Er erinnert daran, dass es seit einiger Zeit eine Förderkulisse für die energetische Gesamtsanierung des KuK mit 80-prozentiger Förderquote über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (Efre) gebe. Das Problem ist der Eigenanteil. Und die Zeit drängt.
Von 16 Millionen 80 Prozent gefördert
Der vom Land aufgezeigte Weg, den die Stadt auf unsere Nachfrage noch einmal skizziert, baut auf sogenannte „rentierliche Kredite“. Das Landesverwaltungsamt habe der Stadt nach deren Aussagen im Oktober 2017 schriftlich gegeben, dass solche Kredite trotz Haushaltssicherung aufgenommen werden könnten, wenn die „Einsparungen bei den Bewirtschaftungsund Unterhaltungskosten von selbst genutzten Einrichtungen nachgewiesen werden und belegt wird, dass diese dauerhaft höher sind, als der aufzubringende Kapitaldienst“. Dieser Nachweis sei nach Angaben der Stadt möglich gewesen, mit einem 2016 erstellten „Energetischen Quartierskonzept Geras Neue Mitte“, dass nach Aufnahme ins Efre-Förderprogramm veranlasst wurde. Das Konzept war Ausgangspunkt des Fördermittelantrags beim Land für die energetische Sanierung des KuK. Für den ersten Realisierungsabschnitt von sechs Millionen Euro kam 2018 Grünes Licht vom Land, die Fördermittel seien ausgereicht worden. Auch für den zweiten, rund zehn Millionen Euro teuren Realisierungsabschnitt wurden die EU-Fördermittel vom Land bereits in Aussicht gestellt. Doch der Aufforderung, dafür bis Ende 2018 einen verbindlichen Antrag zu stellen, kam die Stadt nicht nach. Sie musste stattdessen im Dezember 2018 das Infrastrukturministerium darüber informieren, dass man die Eigenmittel für das Projekt im Haushalt 2019, auch über Kredite, nicht darstellen könne, teilt die Stadt auf Nachfrage mit.
Es bleibt zunächst bei Einzelmaßnahmen
Für Andreas Schubert stellt sich die Frage, wie man das Haus überhaupt irgendwann sanieren wolle, wenn nicht mit Hilfe einer solchen Förderquote. Dass die Diskussion über eine Lösung jetzt geführt werden müsse, liege daran, dass das aktuelle Förderprogramm nur noch bis 2020 läuft. Der Linken-Politiker fragt sich, warum das KuK nicht viel stärker in die aktuellen Überlegungen zu Geras Neuer Mitte einbezogen wurde. Denn ohne das „Haus der Kultur“auch keine Neue Mitte.
Aktuell bleibt es erst einmal bei Einzelmaßnahmen am KuK. So sind nach Angaben der Stadt für dieses Jahr das Brandschutzkonzept und daraus resultierend der letzte Bauabschnitt für die Brandmeldeanlage, vorbereitende Arbeiten für den Neubau einer Niederspannungsstation sowie die Erneuerung der Aufzuganlage geplant. „Es wird laufend durch die Mitarbeiter an der Instandsetzung und Instandhaltung des KuK gearbeitet“, erklärt die Stadt und erinnert als größere Maßnahmen der jüngeren Vergangenheit an den Einbau der Brandmeldeanlage 2014/15 und den Neubau einer Kälteanlage 2016/17.
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