Thüringische Landeszeitung (Gera)
Da war „das Ding“am Himmel
Kampfpiloten berichten von unbekannten Flugobjekten. Waren es Ufos oder optische Täuschungen?
Washington. Als Hillary Clinton 2016 erklärte, dass sie sich im Falle eines Einzugs ins Weiße Haus des immergrünen amerikanischen Sehnsuchtsthemas „Außerirdische“annehmen werde, gerieten Ufologen in Verzückung. Die Demokratin stellte die Freigabe der Akten über das militärische Sperrgebiet Area 51 in der Wüste Nevadas in Aussicht. Ufologen-Latein will wissen, dass dort die Überreste von Außerirdischen aufbewahrt würden, die 1947 in Roswell (US-Bundesstaat New Mexiko) in einer futuristischen Raumfähre gelandet sein sollen. Clinton verlor bekanntlich die Wahl.
Und der Sieger, Donald Trump, hat es so gar nicht mit extraterrestrischen Aktivitäten. In einem TV-Interview, das auf Berichte abhob, in denen spektakuläre Begegnungen von Marine-Kampfpiloten mit unidentifizierten Flugobjekten geschildert werden, brachte Trump am Sonntag ganz den irdischen Skeptiker zum Vorschein. Er wisse davon, sagte der Präsident amüsiert, schenke dem Ganzen aber „keinen besonderen Glauben“.
Für Ryan Graves und Danny Accoin müssen Trumps Worte wie Tritte vors Schienbein gewesen sein. Die beiden Kampfpiloten ließen sich gemeinsam mit drei Kollegen von der „New York Times“vernehmen. Sie schilderten Begebenheiten, wie sie seit 70 Jahren immer wieder in den für Aliens Co. sehr empfänglichen USA an die Oberfläche kommen.
So will Accoin 2014 im Himmel über dem östlochen Bundesstaat Virginia ein Flugobjekt ausgemacht haben. Als er sich mit seiner „Super Hornet“bis auf 300 Meter näherte, zeigte sein Radar das „Ding“zweifelsfrei an.
Allein, die Helm-Kamera des Piloten fand nichts zum Aufnehmen. Ryan Graves sagte, dass der fremde Flugkörper sozusagen aus dem Stand Schallgeschwindigkeit erreichte. Und zu rabiaten Stopps und Drehungen fähig gewesen sei. Beides, so der Pilot, würde die physischen Belastbarkeitsgrenzen von Menschen übersteigen. Ein anderer Pilot berichtete von einem Beinahe-Zusammenstoß mit dem Objekt, dessen Antrieb rätselhaft sei, weil es keine Abgase erzeugt habe.
Die Marine reagierte wie so oft: Mit keinem Wort wurde die Existenz außerirdischer Flugobjekte bestätigt, hingegen inoffiziell auf mögliche weltliche Gründe verwiesen. So könnten Spiegelungen von Sonne und Mond optische Täuschungen ausgelöst haben. Wetterballons oder Tests neuartiger Drohnen seien als Auslöser denkbar. Dazu steht im Kontrast, dass Anfang 2019 die Melde-Vorschriften für den Umgang mit „suspekten Eingriffen in unseren Luftraum“von der Marine verfeinert wurden.
Tatsache ist, dass die „New York Times“2017 herausfand, dass das Verteidigungsministerium ein aus einer schwarzen Kasse finanziertes Geheim-Programm zur Erforschung von Ufo-Phänomenen betrieben hatte. Drahtzieher war der ehemalige demokratische Senator Harry Reid (Nevada). Er machte ab 2008 rund 22 Millionen Dollar im Pentagon-Budget locker. Auslöser war, was sich 2004 vor der Küste San Diegos ereignet haben soll: Zwei Piloten in Kampfjets vom Typ F/A-18F hatten ein fliegendes Objekt von der Größe eines Verkehrsflugzeugs verfolgt und gefilmt, das wie ein weißes Tic-Tac-Bonbon ausgesehen haben soll. Als die Piloten dem Ding zu nahe kamen, kachelte es mit einem Tempo davon, „wie ich es zuvor noch nicht erlebt habe“, gab einer der Kampfpiloten später zu Protokoll.
Ein Großteil des Geldes, das Reid freimachte, ging an eine Forschungsfirma seines Freundes Robert Bigelow. Der HotelTycoon ist enthusiastischer Ufologe. 2012 wurde das sogenannte Fortgeschrittene Luftfahrt-Bedrohung-IdentifikationsProgramm vom Pentagon eingestellt. Zum Missmut seines Leiters Luis Elizondo. Der heuerte bei einem Unternehmen namens „To The Stars Academy of Arts Science“an. Gründer ist der ehemalige Sänger der Punkrock-Band Blink-182, Tom DeLonge, der mit Top-Ufologen nun für den TV-Kanal History Channel eine Serie mit dem Titel „Unidentified: Inside America’s UFO Investigation“(Unbekannt: Interna aus Amerikas UFO-Untersuchung) entwickelt hat.