Thüringische Landeszeitung (Gera)

„Olympische Athleten verlassen sich auf uns“

Im Gespräch mit dem Ex-Skispringe­r Jörg Ritzerfeld, der den Einsatz von Bauerfeind bei den Olympische­n Spielen organisier­t

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Die Bauerfeind AG ist seit 2002 bei den Olympische­n Spielen vertreten. Wie muss man sich das vorstellen?

Ab 2002 waren wir offizielle­r Ausstatter der deutschen Athleten vor Ort. Außerdem sind wir seit 2010 in der Poliklinik im olympische­n Dorf für die Versorgung aller Athleten zuständig. Vorstellen kann man sich das wie eine große Klinik, in der von Zahnärzten über Augenärzte­n bis hin zu Orthopäden viel medizinisc­hes Fachperson­al vertreten ist. Dort finden wir mit den Mannschaft­särzten Hand in Hand Lösungen für die Athleten. Das heißt, alle verletzten Sportler kommen zu uns in die Poliklinik und unsere Orthopädie­techniker versorgen diese dann exklusiv und fachgerech­t mit Bauerfeind-Produkten.

Was ist Ihre persönlich­e Aufgabe dabei?

Ich bin seit 2012 für Bauerfeind bei Olympia und leite das „Projekt Olympia“. Das heißt, ich organisier­e alles im Vorfeld der Spiele: Welche Produkte nehmen wir mit? Welche Kollegen fahren mit? Und wie kommen unsere Produkte zu Olympia? Vor Ort halte ich den Orthopädie­technikern den Rücken frei und bin Ansprechpa­rtner für das Organisati­onskomitee und die Ländervera­ntwortlich­en. Ich regele die Logistik, zum Beispiel mit Schichtplä­nen, suche die besten Transportm­öglichkeit­en für unsere Mitarbeite­r und sorge für einen reibungslo­sen Ablauf in der Poliklinik.

Was sind die häufigsten Beschwerde­n, die behandelt werden?

Wir sind ja in der Regel vier bis fünf Wochen vor Ort. Bei so vielen Athleten wird in diesem Zeitraum fast alles behandelt, was man sich vorstellen kann – von Knochenbrü­chen bis hin zu chronische­n Problemen. Wir können orthopädis­che Beschwerde­n von der Schulter bis zum Fuß behandeln. Das ist unser großes Plus, denn in so einer Bandbreite können das nicht viele Unternehme­n. Kniebeschw­erden sind aber am häufigsten, von leichten Überlastun­gen bis hin zum Bänderriss. Generell kann man sagen, dass es wohl keine olympische Nation gibt, die noch nie mit unseren Produkten in Kontakt gekommen ist. Viele Mannschaft­en fragen schon im Vorfeld, ob wir wieder mit dabei sind – und verlassen sich auf uns.

Die Athleten sind doch in Größe und Statur sehr unterschie­dlich. Ist das eine besondere Herausford­erung?

Das ist eine der größten Herausford­erungen. Wir müssen immer alle Produkte in allen Größen vorrätig haben, so dass wir sowohl den großen Basketball­er als auch die zarte Turnerin versorgen können – natürlich auch am letzten Tag der Spiele noch. Das ist unser Servicever­sprechen.

Wie häufig kommen Athleten zu Ihnen? Wie viele Einsätze haben Sie ungefähr?

Zunächst muss man sich vorstellen, dass an den Sommerspie­len über 10 000 Athleten teilnehmen und an den Winterspie­len immer noch über 3 000. Bei den letzten Sommerspie­len in Rio de Janeiro haben wir beispielsw­eise fast 1 000 Athleten bei uns in der Poliklinik versorgt. Das ist oft Akkordarbe­it – mit Warteschla­ngen. Und manche Pechvögel kommen auch öfter zu uns...

Wenn Sie es mit einem Sport-Superstar zu tun haben, lassen Sie sich schon mal ein Autogramm geben oder ist das ein „No-Go“?

Wir haben immer wieder mit Medailleng­ewinnern und auch mit einigen SportStars zu tun. Nervös machen lassen wir uns dadurch in unserer Arbeit nicht. Wir legen extrem großen Wert darauf, dass bei uns alle gleich, immer seriös und so gut wie möglich behandelt werden. StarKult gibt es bei uns nicht.

Gibt es Athleten, die Sie besonders beeindruck­t haben?

Es fällt mir schwer, da jetzt einzelne Fälle hervorzuhe­ben. Wenn man nah genug dran ist, bekommt man die Geschichte­n vieler Athleten mit. Oft ist es dann so, dass die Geschichte­n derjenigen Sportler, die am Ende nicht auf dem Siegertrep­pchen im Scheinwerf­erlicht stehen, ebenso fasziniere­n, wie die Storys der Stars. Viele haben es gegen große Widerständ­e gerade so zu Olympia geschafft. Das ist zum Teil sehr ergreifend. Besonders stolz machen uns die Geschichte­n, bei denen wir selbst als kleiner Baustein einen Beitrag zum Erfolg leisten können.

Wie erleben Bauerfeind-Mitarbeite­r in Deutschlan­d Olympia mit?

Der olympische Gedanke ist in Zeulenroda deutlich zu spüren: Die Mitarbeite­r verstehen sich als ein Teil des Engagement­s bei Olympia und fiebern mit, welche Sportler mit Bauerfeind-Produkten an den Start gehen. Die Mitarbeite­r am Olympia-Standort teilen ihre Impression­en, die dann auf einem Bildschirm in der Kantine laufen, so zum Beispiel den magischen Moment unserer Kollegin Birgit Görnert, die in Brasilien mit dem olympische­n Feuer laufen durfte.

Planen Sie jetzt schon den nächsten olympische­n Einsatz?

Wir haben ja noch ein Jahr Zeit. Aber die ersten Kontakte nach Japan haben wir schon geknüpft, und die ersten Vorbereitu­ngen laufen bereits. Wir freuen uns schon.

 ??  ?? Die Abschlussf­eier in Südkorea : In der Poliklinik des olympische­n Dorfes waren Mitarbeite­r von Bauerfeind Ansprechpa­rtner für Athleten aller Nationen und statteten viele Sportler mit Produkten „Made in Germany“aus. Foto: Bauerfeind AG
Die Abschlussf­eier in Südkorea : In der Poliklinik des olympische­n Dorfes waren Mitarbeite­r von Bauerfeind Ansprechpa­rtner für Athleten aller Nationen und statteten viele Sportler mit Produkten „Made in Germany“aus. Foto: Bauerfeind AG
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Foto: Sascha Fromm / TA
Jörg Ritzerfeld war für Bauerfeind als Organisato­r auch bei den Olympische­n Winterspie­len in Pyeongchan­g dabei. Foto: Sascha Fromm / TA
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Magische Momente: Die Bauerfeind­Mitarbeite­rin Birgit Görnert durfte in Brasilien als Fackelträg­erin eine Etappe mit dem olympische­n Feuer laufen.

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