Thüringische Landeszeitung (Gera)
Humor, das Alter und viele Punkte
Im Gespräch mit Eckart von Hirschhausen, Festredner auf der Jubiläumsveranstaltung im Bio-Seehotel Zeulenroda
Sie haben auf der Jubiläumsveranstaltung der Bauerfeind AG die Festrede gehalten. War Ihnen das Unternehmen Bauerfeind schon vorher ein Begriff?
Na klar, als sportlich aktiver Mensch kommt man an den Produkten kaum vorbei. Ich habe als Schüler Basketball gespielt und kannte die Kniebandagen. Inzwischen ist mein eines Knie operiert, das andere ist die Kontrollgruppe. Ich bin immer dafür, wissenschaftlich an die Dinge heran zu gehen, wie Bauerfeind das ja auch tut, und notfalls mache ich die Studie, was etwas bringt, an mir selber. (lacht)
In Ihrem aktuellen Bestseller „Die bessere Hälfte“zeigen Sie, dass unser sehr negatives Bild über das Älterwerden nicht stimmt. Sie behaupten zusammen mit Professor Tobias Esch in einem mitreißenden Dialog: Die zweite Hälfte des Lebens ist für viele die bessere Hälfte. Was spricht dafür?
In der Tat sind die meisten Menschen mit 67 zufriedener als mit 17 oder 37. Nach dem „Tal der Tränen“in der Lebensmitte, wo einen Arbeit, Familie und Gesundheit gleichzeitig stressen, kommt die Zeit, wo man trotz einiger Macken tatsächlich gelassener wird, und positive Dinge stärker wahrnimmt. Das revolutioniert die gängige Sicht des Älterwerdens als „Abbau“komplett. Altern ist kein Abgesang – Altern ist Leben für Fortgeschrittene. Also, man kann nicht immer 17 sein, muss man auch nicht!
Glauben Sie als Mediziner an eine „Wirkung ohne Nebenwirkung“?
Als Arzt und Komiker drehe ich gerne die Frage um: Gibt es denn eine Hauptwirkung? Alles im Körper sind Wechselwirkungen. Und wenn es etwas gibt, was wirklich nur positive Wirkungen hat, dann ist das Humor. Man kann sich gefahrlos zwei Mal halb tot lachen! Und deshalb unterstütze ich mit meinem
Auftritt beim Jubiläum auch meine Stiftung HUMOR HILFT HEILEN. Seit 10 Jahren hat die Stiftung bundesweit bereits 700 Projekte unterstützt, die das Lachen ins Gesundheitswesen bringen. Los ging es mal mit den Clowns in den Kinderkliniken. Inzwischen machen wir sehr viele Projekte auch für die größte Gruppe im Gesundheitswesen: die Pflege. Aktuell entwickeln wir ein Curriculum und eine App für die
Pflegeausbildung, denn viele Themen wie Achtsamkeit, Seelenhygiene und Resilienz gehören dringend von Anfang an in die Ausbildung integriert. Nur wer mit sich selber pfleglich umgeht, kann auch andere pflegen. Ich bin stolz auf das, was wir schon erreicht haben: Mit mehr als 6 Millionen Euro wurden bisher knapp 1000 Workshops, mehr als 10 000 Clownsvisiten und 6 wissenschaftliche Studien gefördert. Insgesamt erreichten wir mit unseren Interventionen über eine halbe Million Patienten, Ärzte, Pflegekräfte und Angehörige. Und wir haben noch viel vor! Ich möchte noch erleben, dass es Humor auf Krankenschein gibt, denn momentan sind wir auf Spenden angewiesen. Dabei ist Lachen doch die beste Medizin!
Über welchen Witz oder worüber haben Sie zuletzt herzlich lachen können?
Mein absoluter Lieblingswitz: Kommt ein Dalmatiner im Kaufhaus an die Kasse. Fragt die Kassiererin: „Sammeln Sie Punkte?“Was ich an diesem Witz so mag, ist, dass er so nachhaltig ist. Ich wette, wenn Sie das nächste Mal diese bescheuerte Frage gestellt bekommen, werden Sie an den Dalmatiner denken und schmunzeln. Und keiner in der Schlange wird wissen, warum...
Kennen Sie – angesichts Ihres Auftritts bei der Bauerfeind AG – einen Witz über Bandagen oder Kompressionsstrümpfe?
Keinen Witz, aber eine Beobachtung aus dem Alltag: Ist Ihnen auch schon einmal aufgefallen, dass Frauen sehr gerne Schuhe kaufen, die einen Tick zu eng sind – für den kontrollierbaren Glücksmoment am Abend, wenn der Schmerz beim Ausziehen nachlässt. Im fortgeschrittenen Alter kann man sich ein sehr ähnliches Glücksmoment beim Ausziehen der Kompressionsstrümpfe verschaffen!