Thüringische Landeszeitung (Gera)

Alles hinterfrag­en

Trainer Kwasniok geht nach der 1:2-Niederlage gegen Mannheim mit den Spielern des FC Carl Zeiss hart ins Gericht

- VON HOLGER ZAUMSEGEL FOTOS (): TINO ZIPPEL

Jena. Das war zu wenig: Der FC Carl Zeiss Jena hat auch das fünfte Saisonspie­l in der 3. Fußball-Liga verloren und damit einen Negativrek­ord aufgestell­t. Nach einer indiskutab­len Leistung beim 1:2 gegen den SV Waldhof Mannheim am Sonntag vor 6245 Zuschauern im Ernst-Abbe-Sportfeld rang Trainer Lukas Kwasniok sichtlich nach Fassung. „Ich würde gerne vor euch voller Stolz sitzen, aktuell ist es voller Scham“, sagte er auf der Pressekonf­erenz.

Die Spieler durften gar nicht vor die Mikrofone treten und so blieb es dem Jenaer Fußball-Lehrer vorbehalte­n, die ganz schwache Leistung, bei der der FC Carl Zeiss Jena eigentlich deutlich höher hätte verlieren müssen, zu erklären.

Kwasniok, der in der Woche gesundheit­lich angeschlag­en war, nahm kein Blatt vor dem Mund und zählte seine Kicker mit Blick auf deren Einstellun­g an. „Wenn die Spieler langsam nicht aufwachen, werden sie dem Verein schaden auf der einen Seite“, sagte er. „Aber auf der anderen Seite werden sie ihrer eigenen Laufbahn schaden. In diesem Zustand, in dieser mentalen Bereitscha­ft zu leiden, ist es ihre letzte Station.“Schon nach zwei Minuten geriet der FC Carl Zeiss in Rückstand. Völlig unbedrängt hatte Marian Sarr zuvor zur Ecke für den starken Aufsteiger aus Baden-Württember­g geklärt. Der nutzte den Standard zur Führung durch Marcel Seegert. In der Folge wurde das größte Manko des punktlosen Tabellenle­tzten sichtbar: die anfällige Defensive. Die Jenaer rettete nur Torhüter Jo Coppens, die Latte und das Mannheimer Unvermögen vor einem höheren Rückstand. „In der ersten Halbzeit musst du 2:0, 3:0 in Führung gehen, dann wird es leichter“, sagte Waldhof-Trainer Bernhard Trares. Das Geburtstag­skind musste so noch einmal zittern, als Daniele Gabriele auf dem Nichts zum Ausgleich traf. Das Tor hatte Slapstick-Charakter. Nach einer Flanke von Jenas Marius Grösch verpatzte Ole Käuper den Fallrückzi­eher. Der Ball landete bei Kilian Pagliuca. Sein geblockter Versuch wiederum kam durch Zufall zu Gabriele, der ihn zum Ausgleich im Tor von Markus Scholz unterbrach­te (23.). Weil die Mannheimer Chancenaus­wertung auch danach „sehr, sehr mäßig“blieb, wie Trares monierte, blieb es nach 45 Minuten beim 1:1. Nach der Kabinenans­prache in der Pause habe sich Kwasniok dann sehr „alleingela­ssen“gefühlt. Nur zweieinhal­b Spieler – namentlich nannte er Coppens, Gabriele und Zugang Raphael Obermair – hätten eine ordentlich­e Einstellun­g an den Tag gelegt. Bei den anderen habe er im Laufe des Spiels „den Glaube verloren“. Stückwerk „mit extrem vielen Fehlern“und eine „fragwürdig­e Performanc­e“bescheinig­te er seinen Mannen, die sich viel zu häufig „im Kleinklein“verloren hätten. Weil Garbriele nach feinem Pass von Eroll Zejnullahu dann auch noch kläglich vergab (62.), kam es, wie es kommen musste. Ein unnötiges Foul von Tim Kircher, der konditione­lle Probleme offenbarte, führte zu einem Freistoß der Mannheimer von der Jenaer Strafraum-Seite. Dessen Verlängeru­ng landete auf dem Gebälk. Der schlechte geklärte Versuch landete wiederum bei den Mannheimer­n, die aus abseitsver­dächtiger Position in die Mitte passten. Und dort spielte sich eine für Jenas Hintermann­schaft in dieser Saison symptomati­sche Szene ab. Grösch klärte an den eigenen Pfosten, der Ball sprang zu Valmir Sulejmani, der ihn ins Tor köpfte (64.).

Über die vermeintli­che Fehlentsch­eidung diskutiert­e im Anschluss keiner, weil der Aufsteiger dem Führungsau­sbau stets näher war, als der FC Carl Zeiss dem Ausgleich. Kwasniok, dessen Aus in Jena bei vereinzelt­en Rufen gefordert wurde, sagte: „Ich vertraue den Jungs nach wie vor, aber ich erwarte, dass sie sich für diesen Verein, für uns alle hier, den Allerwerte­sten aufreißen.“Dass zwischen der Mannschaft und ihm etwas nicht stimme, sei „Quatsch“. Doch von den ordentlich­en Ansätzen in den vergangene­n Wochen „kannst du dir nichts kaufen“. Der Auftritt seines FC Carl Zeiss habe ihn an eine „Schülerman­nschaft in reinster Form“erinnert, sagte der Trainer. Den freien Tag am heutigen Montag hat er gestrichen. „Wir werden uns treffen, die Dinge neu bewerten, alles hinterfrag­en.“Das ist angesichts der Leistung auch bitter nötig.

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Kurz vor der erneuten Mannheimer Führung vergibt Jenas Daniele Gabriele (rechts) hier kläglich gegen Waldhofs Markus Scholz.
 ??  ?? Vergeblich gestikulie­rt der Jenaer Trainer Lukas Kwasniok beim : gegen Waldhof Mannheim am Spielfeldr­and.
Vergeblich gestikulie­rt der Jenaer Trainer Lukas Kwasniok beim : gegen Waldhof Mannheim am Spielfeldr­and.

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