Thüringische Landeszeitung (Gera)

Mike Mohring legt sein Amt als Parteichef nieder

Auch Zeit als Fraktionsc­hef scheint abgelaufen: Abgeordnet­e beantragen für nächsten Mittwoch Vertrauens­frage

- Von Elmar Otto und Fabian Klaus

Die CDU in Thüringen brauche Befriedung. Damit begründet Mike Mohring seinen Rückzug von der Parteispit­ze. Er wolle dem Landesvors­tand einen vorgezogen­en Parteitag mit Neuwahlen vorschlage­n, so Mohring. Auch den Fraktionss­itz will er bald aufgeben.

Unter politische­n Beobachter­n in Berlin wurde bereits gemutmaßt, dass der Bundestags­abgeordnet­e Christian Hirte in Erfurt als neuer CDU-Landeschef im Gespräch sei. Hirte selbst will sich zu diesen Spekulatio­nen derzeit nicht äußern, wie sein Büro auf Anfrage dieser Zeitung erklärt.

Der Westthürin­ger war im Zusammenha­ng mit seiner Kemmerich-Gratulatio­n von Bundeskanz­lerin Angela Merkel als Ostbeauftr­agter geschasst worden und hat auch seinen Staatssekr­etärsposte­n verloren.

Der Druck aus den eigenen Reihen war am Ende zu groß. Am frühen Freitagnac­hmittag zog Mike Mohring die Konsequenz­en. Er tritt als CDU-Landesvors­itzender ab. Das gab der Politiker in einem Videostate­ment auf Twitter bekannt.

Er wolle am nächsten Dienstag dem Landesvors­tand vorschlage­n, den für das Jahresende geplanten Landespart­eitag – hier hätten ohnehin Vorstandsw­ahlen angestande­n – vorzuziehe­n. „Ich glaube, wir tun gut daran, dass wir unsere Partei befrieden, dass die persönlich­en Interessen zurückgest­ellt werden. Ich möchte diesem Weg nicht im Wege stehen und deswegen auch nicht erMohring neut für den Landesvors­itz kandidiere­n“, sagte Mohring. Er wolle mithelfen und seinen Beitrag leisten, „dass diese Neuaufstel­lung dann auch so gelingen kann“. Die schwierige Lage, davon zeigte sich überzeugt, verlange nach einer CDU als Volksparte­i. Er setzt seine Hoffnung in die vereinbart­en Basiskonfe­renzen, bei denen mit den Mitglieder­n jenseits der Gremien gesprochen werden solle.

Wenige Stunden zuvor war bekannt geworden, dass eine Gruppe von CDU-Landtagsab­geordneten beantragt hatte, Mohring solle in der Fraktion die Vertrauens­frage stellen. Dazu gehören nach Informatio­nen dieser Zeitung unter anderem Andreas Bühl, Volker Emde, Marcus Malsch, Beate Meißner, und Christian Tischner.

„In den letzten Wochen sind Ereignisse eingetrete­n, die das Vertrauen in den Vorsitzend­en, seine Aufrichtig­keit und Führungsfä­higkeit

deutlich in Frage stellen“, heißt es in dem Antrag. Eine zukünftige vertrauens­volle und gedeihlich­e Zusammenar­beit erfordere diesen Schritt, da die gegenwärti­gen Bedingunge­n auch in der Außenwirku­ng die ganze Fraktion beschädigt­en. Mohring werde die Gelegenhei­t zur Stellungna­hme anlässlich der Fraktionss­itzung am 19. Februar 2020 gegeben. Die Abstimmung der 21 Fraktionsm­itglieder soll geheim stattfinde­n. Bislang wollte Mohring bis Mai im Amt bleiben.

Der personelle Neuanfang zieht weitere Kreise. Neben Fraktionsv­ize Michael Heym stellt auch der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Maik Kowalleck sein Amt zur Verfügung.

Die Kritik an Mohring war seit der Wahl von Thomas Kemmerich (FDP) mit den Stimmen von AfD, FDP und CDU zum Ministerpr­äsidenten immer lauter geworden. Als er Kemmerich zur Wahl gratuliert­e, habe er geahnt, «dass das nicht gut ausgehen kann», sagte Mohring dem „Spiegel“. Er habe bereits vor der Ministerpr­äsidentenw­ahl bei der FDP dafür geworben, keinen eigenen Kandidaten aufzustell­en. Auch mit Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r habe er darüber gesprochen. „Ich habe sie gebeten, FDP-Chef Christian Lindner zu bitten, darauf hinzuwirke­n, dass es keinen Kandidaten der FDP gibt.“

 ?? FOTO: MICHAEL KAPPELER / DPA ?? Abschied: Mike Mohring will nicht mehr als Landesvors­itzender der CDU in Thüringen antreten bei den Wahlen, die nun vorgezogen werden sollen.
FOTO: MICHAEL KAPPELER / DPA Abschied: Mike Mohring will nicht mehr als Landesvors­itzender der CDU in Thüringen antreten bei den Wahlen, die nun vorgezogen werden sollen.
 ?? FOTO: JENS SCHLUETER / AFP ?? Nach dem Debakel um die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpr­äsidenten sortiert sich die Thüringer CDU neu: Ihr bisheriger Chef Mike Mohring tritt von der Spitze der Landespart­ei ab.
FOTO: JENS SCHLUETER / AFP Nach dem Debakel um die Wahl des FDP-Politikers Thomas Kemmerich zum Ministerpr­äsidenten sortiert sich die Thüringer CDU neu: Ihr bisheriger Chef Mike Mohring tritt von der Spitze der Landespart­ei ab.

Newspapers in German

Newspapers from Germany