Thüringische Landeszeitung (Gera)
Der Trabi hält durch
„Sabine“hat uns zum Glück nicht sehr durchgepustet. Einige umgefallene Bäume, Mülltonnen, gelöste Planen und Zaunfelder richteten überschaubaren Schaden an. Schlimmer traf den Geraer Tierpark das seit Sonntag fehlende Trinkwasser. Die Tiere zu tränken, musste mit großem Aufwand Wasser herangefahren werden. Montagnachmittag war der Rohrbruch der rund 80 Jahre alten Trinkwasserleitung in der Straße des Friedens behoben. Während der abgezogene Sturm Erleichterung auslöst, dürften die zu Ende gehenden Winterferien etwas Wehmut verbreiten. Gut, Schnee hatten wir nicht. Dafür lockte die Sonne vor die Tür und eine grandiose Fernsicht.
In die Ferne muss nicht ziehen, wer Filme über Gera sehen will. Regisseure kehren mit ihrem Werk in ihre Heimatstadt zurück. Innerhalb von zwei Wochen gibt das Metropol jungen Geraer Filmemachern ein Podium. Zweimal ausverkauft war die Dokumentation von Luisa Bäde „Solange sie noch Arme haben“, in der sie Frank Karbstein die Ereignisse von 1983 rekapitulieren lässt.
Damals haben er und seine Freunde in Gera Flugblätter gegen das Wettrüsten verteilt. Alle vier wurden eingesperrt. Ihre Berichte lassen den Zuschauer einerseits bestürzt, andererseits ergriffen vom Mut der Vier zurück.
Den Blick der Zuschauer für ihre Mitmenschen will Falk Müller mit seiner Dokumentation „TrabiGo“öffnen. Der 29-Jährige, der 2011 Gera in Richtung München verließ, hier aber weiter seinen Hauptwohnsitz hat, nutzt den Trabi, um mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Die Vorführung am Sonntag ist ausverkauft, der Zusatztermin kommenden Mittwoch auch.
Mit dem Trabi wollte sich Gera im September in die Herzen der Kulturhauptstadt-Jury hupen. Zwar kam im Dezember die Absage, doch das besondere Hup-Konzert mit 38 Fahrzeugen gehört jetzt zu Geras Geschichte. Der Trabi ist kein Symbol für das ewig Gestrige. Er ist heute Kult und steht für Solidität, die wir uns gern nachsagen lassen.
Schönes Wochenende!