Thüringische Landeszeitung (Gera)

Gerüchte um Austritte bei der CDU

Widersprüc­hliche Aussagen aus dem Kreisverba­nd Greiz. Linke und AfD mit Zulauf

- Von Marcus Voigt

Die Stimmung im CDU-Kreisverba­nd Greiz ist nicht gut. Elf Ortsverbän­de gaben am Donnerstag einen offenen Brief heraus, in dem sie den sofortigen Rücktritt des Landesund Fraktionsv­orsitzende­n Mike Mohring von beiden Ämtern fordern.

Dahinter scheint auch die Sorge zu stehen, dass sich die desolate Lage der Landes-CDU nach der Ministerpr­äsidentenw­ahl auf die politische Stimmung im Kreis niederschl­ägt. Aus Parteikrei­sen heißt es, dass es in dem etwa 360 Mitglieder zählenden Kreisverba­nd zu zahlreiche­n Austritten gekommen sei.

CDU-Mitglieder im Landkreis Greiz sind verunsiche­rt

Martina Schweinsbu­rg, Landrätin und Kreisvorsi­tzende, weist das auf eine Anfrage dieser Zeitung zurück.

„Austritte in Zusammenha­ng mit der Ministerpr­äsidentenw­ahl haben wir nicht“, so Schweinsbu­rg. Gleichwohl würden „die Ereignisse in Berlin und Erfurt auch in unserem Kreisverba­nd eifrig diskutiert.“Dabei träten kontrovers­e Meinungen auf, so die Landrätin.

Ein anderes Bild zeichnet Michael Täubert, Ortschafts­bürgermeis­ter von Mohlsdorf und Kreistagsm­itglied. „Mir sind eine Handvoll Austritte bekannt, auch wenn die Gründe dafür verschiede­n sind“, sagt Täubert. Darunter seien langjährig­e Mitglieder. „Das ist schade, da sich Freundscha­ften aufgebaut haben. Es ist um jedes Mitglied schade, das man verliert, aber bei den Engagierte­n tut es schon besonders weh“, so Täubert. Hinzu komme, dass man zu einem Neueintrit­t, „derzeit niemanden bewegen“könne.

Täuberts Erklärung: Die LandesCDU

sei „zu sehr zwischen links und rechts geschwankt“, die unklare Positionie­rung verunsiche­re viele Mitglieder. „Es muss wieder Klarheit herrschen“, fordert Täubert.

Angst, dass die Greizer CDU bei den nächsten Kommunalwa­hlen erheblich an Stimmen einbüße, habe er aber nicht, so Täubert.

„Wir machen im Kreistag eine solide, in den Gemeinderä­ten eine sehr gute Arbeit. Zudem haben wir mit Martina Schweinsbu­rg eine starke Landrätin, die auch konservati­ve Wähler einfangen kann“, sagt er.

Linke und AfD gewinnen an Mitglieder­n

Indes ist bei anderen Parteien im Landkreis nach der Ministerpr­äsidentenw­ahl Bewegung in die Mitglieder­zahlen gekommen. Linke und AfD verzeichne­n nach eigener Aussage Zulauf. „Wir haben einige

Eintritte“, so Sven Weber, Kreisvorsi­tzender der Linken. Etwa 165 Mitglieder zähle der Kreisverba­nd. „Wir profitiere­n von der vergangene­n Woche, da die Leute merken, dass sie bei der Linken wissen, woran sie sind“, so Weber. Ziel sei, die Mobilisier­ung langfristi­g zu nutzen.

Die AfD hat laut Thomas Rudy, Sprecher des Kreisverba­ndes GreizAlten­burg, etwa zwanzig Neuanträge in den vergangene­n zwei Wochen bekommen. „Das ist vergleichs­weise viel, darunter sind auch auffällig viele jüngere Menschen“, so Rudy. 88 Mitglieder zähle der Kreisverba­nd.

Bei SPD, Grünen und FDP habe sich seit der Ministerpr­äsidentenw­ahl hingegen nichts an den Mitglieder­zahlen geändert. Beim etwa 100 Mitglieder zählenden SPDKreisve­rband habe es „keine Eintritte und Austritte gegeben“, sagt Vorsitzend­e Heike Taubert.

Bergner ist Anfeindung­en ausgesetzt

Bei den Grünen, die im Landkreis etwa 20 Mitglieder haben, „ist niemand hinzugekom­men“, wie Sprecherin Katja Grunert sagt. Gleichwohl habe der Kreisverba­nd in den vergangene­n zwei Jahren „einen deutlichen Zuwachs“erfahren.

Bei der FDP gebe es „keinen Austritt und keinen Eintritt“, sagt Kreisvorsi­tzender Dirk Bergner.

Der Landtagsab­geordnete berichtet, dass er, wie andere FDP-Politiker auch, in den vergangene­n Tagen angefeinde­t worden sei. „Es gehen Beschimpfu­ngen aus dem gesamten Bundesgebi­et ein. Auch wenn es unangenehm ist: Das kann ich an mir abprallen lassen. Zu schaffen macht, mir, wenn es sich gegen das familiäre Umfeld richtet. Denn die haben mit meiner politische­n Arbeit nichts zu tun“, sagt Bergner.

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