Thüringische Landeszeitung (Gera)

Straßen keine Rennstreck­en

- Sibylle Göbel zum Thema Verkehr in Corona-Zeiten s.goebel@tlz.de

Die Corona-Pandemie hat den sonst vielerorts dichten Verkehr erheblich ausgedünnt: Wenn Berufs- und Reiseverke­hr quasi nicht mehr existent ist, gibt es nicht nur viel weniger Staus, sondern auch weniger Unfälle und Sperrungen. Das ist, wenn man so will, eine der wenigen positiven Folgen dieser Krise.

Doch leider verleiten leer gefegte Straßen auch so manchen Autofahrer dazu, entweder die Trassen als Rennstreck­en zu nutzen oder weniger konzentrie­rt am Steuer zu sitzen. Die Folgen sind fatal: Allein in der letzten Märzwoche verloren auf Thüringer Autobahnen zwei Menschen ihr Leben, mehrere wurden bei Unfällen schwer verletzt. Darunter auch ein Polizist, der zwar angeschnal­lt im Funkstreif­enwagen saß, aber nicht verhindern konnte, dass ein Lastwagen ungebremst in sein Fahrzeug krachte.

Deshalb ist es richtig, dass die Polizei ihre Kontrolltä­tigkeit fortsetzt. Erst am Dienstag gingen ihr beispielsw­eise auf der A 4 bei Gera mehr als 50 Fahrer ins Netz, die die Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf 60 Stundenkil­ometer wohl nur für einen freundlich­en Gruß an die Reisenden gehalten hatten. Etliche davon waren sogar so schnell, dass sie jetzt erst einmal gar nicht mehr fahren dürfen – beziehungs­weise nur noch mit dem stark geschrumpf­ten Angebot an öffentlich­en Verkehrsmi­tteln.

Die Folgen der Pandemie sind also kein Freibrief, seine Rennfahrer­Qualitäten zu testen oder im Halbschlaf am Verkehr teilzunehm­en. Und mal ganz abgesehen von möglichen Sanktionen: Wer kann, sollte derzeit auch alles vermeiden, einen Unfall zu erleiden und ins Krankenhau­s zu müssen. Nicht nur, weil etliche Kliniken längst am Anschlag sind. Laut Robert-KochInstit­ut haben sich auch schon Tausende Ärzte und Pfleger mit dem Coronaviru­s angesteckt. Die Gefahr, sich dadurch selbst zu infizieren, ist nicht gerade klein.

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