Thüringische Landeszeitung (Gera)
Ex-DDR-Außenminister Oskar Fischer gestorben
Nach der einzigen freien Wahl endete seine Amtszeit
Der langjährige DDR-Außenminister Oskar Fischer ist tot. Er starb am 2. April in Berlin wenige Tage nach seinem 97. Geburtstag im Kreis seiner Familie, wie der Verlag Edition Ost am Freitag mitteilte. Geboren wurde er am 19. März 1923 in Asch, dem heutigen Aš in der Tschechoslowakei.
Das Mitglied des Zentralkomitees der SED war von 1975 bis wenige Monate nach dem Mauerfall Minister für Auswärtige Angelegenheiten und vertrat die DDR auf internationalem Parkett. Nach der ersten freien Volkskammerwahl übernahm im April 1990 Markus Meckel für die SPD in der neuen Regierung unter Lothar de Maizière (CDU) das Amt für kurze Zeit.
Danach zog sich Oskar Fischer zunächst für ein Jahrzehnt vollständig in sein Privatleben zurück. Im Jahr 2000 wurde Fischer von der damaligen PDS-Chefin Gabi Zimmer in ein Beratergremium berufen. Auch vor der Bundestagswahl 2002 beteiligte er sich an einem Wahlaufruf der PDS.
Fischer, Sohn eines Arbeiters, absolvierte von 1937 bis 1940 eine Ausbildung als Schneider, leistete danach im Zweiten Weltkrieg Dienst bei der Wehrmacht und war von 1944 bis 1946 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft. Laut Verlag begann Fischer nach der Rückkehr aus der Gefangenschaft in der
DDR als Funktionär der Jugendorganisation FDJ (Freie Deutsche Jugend). Von 1955 bis 1959 war er Botschafter in Bulgarien. Von 1962 bis 1965 studierte er an der Parteihochschule der KPdSU in Moskau. Danach stieg Fischer in Ostberlin zum Vize-Außenminister und dann zum Staatssekretär auf, bevor er das Ministeramt 1975 von seinem verstorbenen Vorgänger Otto Winzer übernahm.
Nach dem Mauerfall veröffentlichte er laut der Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur 2007 ein Buch, in dem er die Grenzen der DDR-Außenpolitik im internationalen System beschrieb.