Thüringische Landeszeitung (Gera)
Ungesunder Wettbewerb
Haben Sie diese Woche jemanden in den April geschickt? Drei Mal habe ich Anlauf genommen und jedes Mal die Auserwählten verblüfft und zum Lachen gebracht.
Ganz und gar nicht zum Lachen ist, dass trotz der Ansage aus Erfurt von voriger Woche der Wettbewerb um die raffiniertesten und krassesten Schritte gegen Corona in Thüringen weitergeht. Voriges Wochenende kündigte Gera als erste Stadt in Thüringen an, die Hilfe von zwei Bundeswehrsoldaten in Anspruch zu nehmen, ohne dass die Lage dramatisch war. Seit Montag sind sie mit Christian Grünberg vom ASB als mobile Abstrichtruppe unterwegs.
Am 27. März trat die Thüringer Eindämmungsmaßnahmenverordnung – tatsächlich 30 Buchstaben hat dieses Wort – in Kraft und sollte einheitlich für den Freistaat gelten. Am Dienstag preschte Jena nach vorn und kündigte an, dass ab nächste Woche Mund-NasenSchutz in Innenräumen wie Geschäften, Bussen und Straßenbahnen verpflichtend wird, Kinder unter sechs Jahren ausgenommen. Mal sehen, wer als nächstes um die Ecke kommt, um auch das zu übertrumpfen.
Dafür war Donnerstag noch immer nicht geklärt, dass Bewohner des Landkreises Greiz auf der Corona-Teststrecke auf dem Geraer Hofwiesenparkplatz getestet werden. Seit die Abstrichstelle dort am 21. März eröffnete, schwelt ein von Gera angezettelter Machtkampf zwischen den Gebietskörperschaften. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV), die thüringenweit für die Abstriche sorgt, war bislang nicht imstande, den beizulegen.
Beim ärztlichen Notdienst, den die KV für Erwachsene und Kinder nach Schließung der Arztpraxen in der Ernst-Toller-Straße 14 absichert, wird nie gefragt, woher die akut Kranken kommen.
Man stelle sich vor, die Geraer Stadtverwaltung wäre konsequent und würde auf alle ihre Mitarbeiter aus dem Landkreis Greiz – und aus anderen Kreisen – verzichten. Das Rathaus wäre nicht arbeitsfähig. Das ist kein Aprilscherz. Bleiben Sie gesund!