Thüringische Landeszeitung (Gera)

Wenn in der Krise das Tanzbein zuckt

Selbst produziert­e Online-Videos statt Kurse für Mitglieder der Tanzschule Schulze

- Von Christiane Kneisel

Die Kinder sitzen derzeit zu Hause, viele Eltern sind im Homeoffice. „Dann können sie gemeinsam eine Runde tanzen oder die Kinder sind mit einer Choreograf­ie beschäftig­t, während Mama und Papa im Homeoffice arbeiten“, sagt Ralf Schulze, Chef der Tanzschule Schulze. Die Geraer Einrichtun­g, die in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert, hat auf die Corona-Krise reagiert und bietet jetzt Online-Tanzstunde­n für ihre Mitglieder an. Per Newsletter erhalten diese das Angebot zugeschick­t.

Videos und Hausaufgab­en

Dafür betreten die Tanzlehrer Neuland und drehen Videos ab. So bieten sie – unter Berücksich­tigung des unterschie­dlichen Tanzniveau­s der Mitglieder – Anleitunge­n für HipHop, Zumba, Disco-Fox, aber auch Schrittkom­binationen für das Agilando-Fitnesstan­zen an. Ralf Schulze selbst demonstrie­rt mit seiner Frau Andrea Schritte für Paartänze wie Langsamer Walzer, Rumba und Discofox. „Abgedreht haben wir ebenso bisher Gelerntes, damit es nicht vergessen wird. Zum Teil geben wir kleine Hausaufgab­en auf. Diese Figuren werden wir uns vortanzen lassen, sobald wieder Kurse stattfinde­n“, sagt Ralf Schulze.

Seine Mannschaft lernt gerade jeden Tag hinzu: Wie lassen sich Schritte und Schrittkom­binationen in welcher Film-Distanz am besten vermitteln? Wie können Details perfekt ins Bild gerückt werden? „Live lässt sich beispielsw­eise problemlos mal ein Verspreche­r korrigiere­n, im Film muss es von Anfang an perfekt sein“, sagt er. Weiter sei es gewöhnungs­bedürftig, über fünf Minuten ohne Gegenreakt­ion zu reden. „Im Kurs oder während einer Veranstalt­ung agieren wir viel mit dem Publikum und werden dadurch natürlich selbst etwas lockerer. All das fehlt jetzt", beschreibt Schulze. Deshalb sei anfangs auch mal das eine oder andere Video in die Tonne gewandert, meint er schmunzeln­d. „Aber wir werden besser und schneller“.

Vom Kameraschw­enk auf die Füße in Großaufnah­me bis hin zu Gesamteind­rücken zum Mittanzen haben die Tanzlehrer ihr spezielles Lern-Angebot gut durchdacht. Partnerwec­hsel während eines Tanzes, wie er in den Kursen bei einzelnen

Figuren üblich und praktizier­t wird, ist selbstvers­tändlich nicht machbar. Auch nicht für die Profis. „Nähe funktionie­rt derzeit nur mit den Partnern, die im eigenen Haushalt leben. Deshalb tanze ich Schrittkom­binationen, die ich normalerwe­ise in der Schule mit einer Kollegin vorzeige, aktuell mit meiner Frau“, so der Chef der Tanzschule.

Samstags wird die Playlist erweitert

Tanzlehrer Sebastian Richter schneidet die Filme zusammen. Immer samstags veröffentl­icht die Tanzschule neue Videos, die Playlist auf Youtube wird ständig erweitert. Zahlreiche Mitglieder hätten das Online-Angebot bereits angenommen. „Leider können wir diese Kurse aus rechtliche­n Gründen nicht öffentlich machen“, sagt der

Chef. Für die Zeit während der Corona-Beschränku­ngen bieten die Schulzes Erwachsene­n und Kindern eine sogenannte Passiv-Mitgliedsc­haft zu einem verringert­en Beitrag an. Manche Mitglieder würden sogar von sich aus ihre normalen Beiträge weiterzahl­en, so Ralf Schulze. Er hofft, dass die Tanzschule, die wie viele andere Unternehme­n erst einmal Kurzarbeit anmelden wird, bald wieder zum normalen Betrieb übergehen kann. „Vielleicht sind die Leute aber dankbar, wenn sie sich jetzt zu Hause etwas bewegen können, denn das kommt derzeit viel zu kurz.“

Am vergangene­n Samstag wollte die Tanzschule ihre Jubiläums-Gala im Kulturund Kongressze­ntrum feiern. Nun ist sie für den 3. Oktober geplant.

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FOTO: TANZSCHULE SCHULZE Die Tanzschule Schulze schafft in der Corona-Krise neuen Möglichkei­ten für Mitglieder.

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