Thüringische Landeszeitung (Gera)

Die Rückkehr der Koalas

Forscher retteten die Symboltier­e Australien­s vor den Buschbränd­en. Jetzt dürfen sie in die Wildnis zurück

- Von Barbara Barkhausen

Die Buschbränd­e in Australien über die Jahreswend­e waren auch für die Tierwelt verheerend. Über eine Milliarde Tiere starben. Allein von den geschätzt 330.000 Koalas, neben dem Känguru ein Symboltier des Kontinents, sollen 50.000 ums Leben gekommen sein. Auch die Population im Nationalpa­rk der Blue Mountains rund zwei Stunden westlich von Sydney war von den Flammen eingeschlo­ssen. Doch mutige Forscher der Organisati­on Science for Wildlife handelten entschloss­en: Sie holten die Koalas von den Bäumen und brachte sie im Taronga-Zoo in Sydney in Sicherheit. Hilfreich war, dass die Tiere zu Forschungs­zwecken mit Sendern versehen waren – so konnten die Retter sie orten.

„Alle wirkten sehr glücklich, endlich wieder daheim zu sein.“Kellie Leigh , Biologin

Die Biologin Kellie Leigh leitete die Aktion. Sie erforscht die Population in den Blue Mountains seit Jahren. „Wir haben herausgefu­nden, dass die Koalas hier eine erstaunlic­he genetische Vielfalt aufweisen“, sagt sie. „Das macht sie so wichtig für das Überleben der Art.“Zudem ist es eine von nur zwei Koalapopul­ationen im Bundesstaa­t New South Wales, die frei von Chlamydien sind – die Seuche bedroht die Bestände auf dem gesamten Kontinent, eine Infektion macht die Beuteltier­e blind und unfruchtba­r. Acht erwachsene Koalas und vier Jungtiere konnten in letzter Minute gerettet werden – 140.000 Hektar Land ringsum waren da schon von den Flammen vernichtet worden, die Temperatur­en stiegen weiter.

Lieblingss­peise wächst wieder

Nach starken Regenfälle­n im Februar und März hat sich die Vegetation in der Region inzwischen wieder erholt. Daher beschlosse­n die Umweltschu­tzorganisa­tionen, dass es an der Zeit sei für die Koalas, nach Hause zurückzuke­hren. Zwei Ökologen und zertifizie­rte Baumklette­rer brachten die Tiere nun in ihre Heimat zurück und siedelten sie wieder auf ihren alten Eukalyptus­bäumen an. Während der „entscheide­nden Mission“, wie die Umweltschü­tzer sie beschriebe­n, hätten sie sogar noch weitere gesunde

Koalas entdeckt, die die Brände offensicht­lich überlebt hatten. Die Nachrichte­n erfreuten am Donnerstag Tierfreund­e in ganz Australien. „Eines der ausgesetzt­em Tiere hat ein Jungtier in seinem Beutel“, sagt Forscherin Leigh. „Alle wirkten sehr glücklich, wieder daheim zu sein.“

Zuvor wurde geprüft, ob wieder genug derjenigen Eukalyptus­bäume wachsen, von denen die Koalas sich ernähren – die Tiere sind, was ihren Speiseplan betrifft, extrem wählerisch. „Durch die letzten Regenfälle wachsen die Bäume wieder gut, also war die Zeit gerade richtig, sagt Leigh. Über GPS wird verfolgt, wie sich die Koalas in ihrer wiedergewo­nnenen Freiheit schlagen.

Biologe Dr. Allison Alberts arbeitet für den Zoo in San Diego, der sich für den Schutz der Koalas einsetzt. „Kellie Leigh und ihr Team haben eine Heldentat vollbracht, im Angesicht dieses Megafeuers Individuen zu retten, die für ein Überleben der Population wichtig sind.“

Da teilweise bis zu 100 Feuer gleichzeit­ig wüteten und es oberste Priorität war, Menschenle­ben zu retten, mussten vielerorts die Koalas ihrem Schicksal überlassen werden. „Wir müssen Vorsorge treffen, dass sich so etwas nicht wiederholt“, sagt Leigh.

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Schweinfur­t.
Hamburg.
FOTO: AUSTRALIAN WILDLIFE CONSERVANC­Y Zurück im Wald: Ein Ökologe setzt einen der geretteten Kolas in seinem Heimatwald in den Blue Mountains aus. Schweinfur­t. Hamburg.

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