Thüringische Landeszeitung (Gera)
Die Rückkehr der Koalas
Forscher retteten die Symboltiere Australiens vor den Buschbränden. Jetzt dürfen sie in die Wildnis zurück
Die Buschbrände in Australien über die Jahreswende waren auch für die Tierwelt verheerend. Über eine Milliarde Tiere starben. Allein von den geschätzt 330.000 Koalas, neben dem Känguru ein Symboltier des Kontinents, sollen 50.000 ums Leben gekommen sein. Auch die Population im Nationalpark der Blue Mountains rund zwei Stunden westlich von Sydney war von den Flammen eingeschlossen. Doch mutige Forscher der Organisation Science for Wildlife handelten entschlossen: Sie holten die Koalas von den Bäumen und brachte sie im Taronga-Zoo in Sydney in Sicherheit. Hilfreich war, dass die Tiere zu Forschungszwecken mit Sendern versehen waren – so konnten die Retter sie orten.
„Alle wirkten sehr glücklich, endlich wieder daheim zu sein.“Kellie Leigh , Biologin
Die Biologin Kellie Leigh leitete die Aktion. Sie erforscht die Population in den Blue Mountains seit Jahren. „Wir haben herausgefunden, dass die Koalas hier eine erstaunliche genetische Vielfalt aufweisen“, sagt sie. „Das macht sie so wichtig für das Überleben der Art.“Zudem ist es eine von nur zwei Koalapopulationen im Bundesstaat New South Wales, die frei von Chlamydien sind – die Seuche bedroht die Bestände auf dem gesamten Kontinent, eine Infektion macht die Beuteltiere blind und unfruchtbar. Acht erwachsene Koalas und vier Jungtiere konnten in letzter Minute gerettet werden – 140.000 Hektar Land ringsum waren da schon von den Flammen vernichtet worden, die Temperaturen stiegen weiter.
Lieblingsspeise wächst wieder
Nach starken Regenfällen im Februar und März hat sich die Vegetation in der Region inzwischen wieder erholt. Daher beschlossen die Umweltschutzorganisationen, dass es an der Zeit sei für die Koalas, nach Hause zurückzukehren. Zwei Ökologen und zertifizierte Baumkletterer brachten die Tiere nun in ihre Heimat zurück und siedelten sie wieder auf ihren alten Eukalyptusbäumen an. Während der „entscheidenden Mission“, wie die Umweltschützer sie beschrieben, hätten sie sogar noch weitere gesunde
Koalas entdeckt, die die Brände offensichtlich überlebt hatten. Die Nachrichten erfreuten am Donnerstag Tierfreunde in ganz Australien. „Eines der ausgesetztem Tiere hat ein Jungtier in seinem Beutel“, sagt Forscherin Leigh. „Alle wirkten sehr glücklich, wieder daheim zu sein.“
Zuvor wurde geprüft, ob wieder genug derjenigen Eukalyptusbäume wachsen, von denen die Koalas sich ernähren – die Tiere sind, was ihren Speiseplan betrifft, extrem wählerisch. „Durch die letzten Regenfälle wachsen die Bäume wieder gut, also war die Zeit gerade richtig, sagt Leigh. Über GPS wird verfolgt, wie sich die Koalas in ihrer wiedergewonnenen Freiheit schlagen.
Biologe Dr. Allison Alberts arbeitet für den Zoo in San Diego, der sich für den Schutz der Koalas einsetzt. „Kellie Leigh und ihr Team haben eine Heldentat vollbracht, im Angesicht dieses Megafeuers Individuen zu retten, die für ein Überleben der Population wichtig sind.“
Da teilweise bis zu 100 Feuer gleichzeitig wüteten und es oberste Priorität war, Menschenleben zu retten, mussten vielerorts die Koalas ihrem Schicksal überlassen werden. „Wir müssen Vorsorge treffen, dass sich so etwas nicht wiederholt“, sagt Leigh.