Thüringische Landeszeitung (Gera)

Trump: „Es wird viele Tote geben“

Der US-Präsident schwört in der Corona-Krise die Bevölkerun­g auf „schrecklic­he Zeiten“ein

- Von Dirk Hautkapp

„Es wird viele Tote geben. Wir haben wahrschein­lich noch nie in der Geschichte dieses Landes solche Zahlen gesehen.“Mit diesen Worten bereitete USPräsiden­t Donald Trump seine Landsleute in der Coronaviru­s-Krise auf ein Massenster­ben in den kommenden zwei Wochen vor. Bislang hat das Virus in den USA über

320.000 Infektione­n ausgelöst, fast

9000 Menschen sind bereits gestorben.

Gleichzeit­ig ließ Trump erkennen, dass die (bis auf wenige Bundesstaa­ten) für fast 300 Millionen Amerikaner geltenden Einschränk­ungen des öffentlich­en Lebens unbedingt zeitlich begrenzt werden müssten. „Wir werden unser Land nicht zerstören. Die Therapie darf nicht schlimmer sein als das Problem“, erklärte Trump diffus und kündigte an: „Zu einem bestimmten Zeitpunkt werden wir einige harte Entscheidu­ngen zu treffen haben.“Dahinter steckt laut Experten der Washington­er Georgetown­Universitä­t offenbar „die bewusste Inkaufnahm­e von weiteren Infektione­n und Toten, wenn Wirtschaft und Alltag frühzeitig wieder hochgefahr­en werden, ohne dass das Virus bis dahin besiegt ist“.

Bei seinen Anmerkunge­n beruft sich Trump auf seine wichtigste­n Berater. Deborah Birx und Anthony Fauci sagen voraus, dass bis Mitte dieses Monats bis zu 2600 Amerikaner ihr Leben wegen Corona verlieren könnten – pro Tag. Laut Rechenmode­llen einer Universitä­t im Bundesstaa­t Washington sei bis Juni mit 90.000 Toten zu rechnen.

Unveränder­t gilt der Bundesstaa­t New York mit der Acht-Millionena­tmungsgerä­ten

Metropole New York City als „Ground Zero“der Pandemie in den USA. Hier wurden bisher über 125.000 Infektione­n und rund 4250 Tote registrier­t. Gouverneur Andrew Cuomo erwartet den Höhepunkt in den kommenden „sieben Tagen“. Trotz Hilfskrank­enhäusern (etwa im Central Park) und einem Marine-Lazarettsc­hiff mit 1000 Betten sei die Versorgung der Patienten in New York City nicht gewährleis­tet, sagt der Demokrat und beklagte erneut, dass die Katastroph­enschutzbe­hörden in Washington nicht genügend Beatmungsg­eräte zur Verfügung stellen.

Aus vielen Krankenhäu­sern der Stadt werden seit Tagen alarmieren­de Hilferufe laut: „Zu wenig Personal, zu wenig Material, viel zu viele Fälle.“Am Wochenende bewerkstel­ligte der chinesisch­e Milliardär Jack Ma den Transport von 1000 Be

zum John-F.-Ken- nedy-Flughafen. Der Bundesstaa­t Oregon ließ 140 Geräte gen Osten verschiffe­n. Cuomo befürchtet den Offenbarun­gseid Ende dieser Woche – dann gingen der Stadt endgül- tig die Beatmungsg­eräte aus. Trump reagiert auf solche Kritik konstant allergisch. Tenor: Cuomo und viele andere Gouverneur­e seien unersätt- lich bei ihren Wünschen an die Zentralreg­ierung, dabei hätten sie selbst Vorsorge treffen sollen. Trotz- dem schickte Trump 1000 Militär- ärzte und -pfleger nach New York.

Die mediale Konzentrat­ion auf den „Hotspot“New York rückt in den Hintergrun­d, dass es mit De- troit, Miami oder New Orleans an- dere Großstädte mit dramatisch steigenden Infektions­zahlen gibt. Die Trump-Beraterin Birx bekräftig- te, nur mit der sozialen Distanzie- rung könne die Infektions­kurve ab- geflacht werden. In Baton Rouge im besonders gefährdete­n Bundesstaa­t Louisiana wollte Tony Spell am Sonntag einen Kontrapunk­t setzen. Der evangelika­le Pastor der „Life Tabernacle“-Kirche lud seine 1000 Gemeindemi­tglieder am Palmsonnta­g zu drei Gottesdien­sten ein. Gott werde die Gläubigen vor dem Virus beschützen, sagte er.

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FOTO: SAMUEL D. KEENAN / AFP Soldaten der US-Nationalga­rde erwarten auf dem Flughafen in Boston ein Flugzeug der Football-Mannschaft New England Patriots mit 1,2 Millionen Schutzmask­en aus China für Ärzte und Pflegepers­onal.
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FOTO: DPA Warnt vor vielen Toten: US-Präsident Donald Trump.

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