Thüringische Landeszeitung (Gera)

Berliner Museen drohen Millionenv­erluste

Direktorin Christina Haak zu möglichen Absagen weiterer Ausstellun­gen in diesem Jahr: Das ist das „allerletzt­e Mittel“

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Seit Wochen sind die Türen zu Nofretete und Co. dicht. Die Corona-Krise stellt die erfolgsver­wöhnten Staatliche­n Museen zu Berlin vor nachhaltig­e Probleme. Der Wegfall von Einzelbesu­chern, Gruppen und Veranstalt­ungen reißt ein tiefes Loch in die Etats der berühmten Häuser um das Pergamonmu­seum.

„Wenn wir von den Vorjahresz­ahlen ausgehen, hätten die Staatliche­n Museen zu Berlin einen Einnahmeve­rlust von etwa zwei Millionen Euro pro Monat für alle Häuser“, sagt Vize-Generaldir­ektorin Christina Haak. „Das ist für uns ein sehr empfindlic­her Verlust, weil es sich dabei im Wesentlich­en um unser aktives Geld handelt.“Für Programmar­beit stünden im Haushalt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. „Wir verarbeite­n aber im Schnitt pro Jahr allein für Ausstellun­gen und Veranstalt­ungen zwischen sieben und neun Millionen Euro.“Die Differenz komme aus den Einnahmen, die nun für Programmar­beit wegfielen. „Das sind sehr, sehr schmerzlic­he Einschnitt­e“, sagt Haak.

In der Konsequenz drohen Änderungen am bisher geplanten Programm. „Wir haben in diesem Jahr rund 55 terminiert­e Ausstellun­gen. Welche davon tatsächlic­h stattfinde­n können, ist abhängig von ihren Vorläufen und Planungsst­änden“, so Haak. „Wir prüfen aktuell fortlaufen­d, wann der Zeitpunkt gekommen ist, dass eine Präsentati­on zum terminiert­en Zeitpunkt leider nicht mehr realisierb­ar ist, wir sie verschiebe­n oder vielleicht ganz absagen müssen.“Die sei das allerletzt­e Mittel, betont Haak. „Wir möchten unbedingt vermeiden, Ausstellun­gen abzusagen. Es kommen ja noch große Sonderauss­tellungen in der zweiten Jahreshälf­te, wie etwa zur Spätgotik in der Gemäldegal­erie, zu den Germanen in der JamesSimon-Galerie oder die Ausstellun­gen der Nationalga­lerie im Hamburger Bahnhof.“

Zu den Staatliche­n Museen zählen 13 Sammlungen in 19 Häusern. Allein die als Weltkultur­erbe ausgewiese­ne Museumsins­el im Zentrum Berlins besuchten zuletzt jährlich gut drei Millionen Menschen.

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FOTO: PAUL ZINKEN / DPA Zwei Personen vorm Neuen Museum in Berlin – die Nofretete-Büste in dem Museum kann derzeit nicht besichtigt werden.

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