Thüringische Landeszeitung (Gera)

Geraer Augenarzt und seine Frau mit Coronaviru­s infiziert

Jörg und Kerstin Müller, beide auch für die AfD im Stadtrat, haben seit Donnerstag Klarheit

- Von Marcel Hilbert

Starker Husten und, durch die Anstrengun­g dabei, auch Schmerzen im Brustkorb, Halsweh und laufende Nase, kein Fieber, aber ziemliche Abgeschlag­enheit; „Ich hatte auch kaum Hunger und habe etwa eine Woche so gut wie nichts gegessen“, sagt Jörg Müller: „Das ist nicht ohne.“Der niedergela­ssene Augenarzt und seine Frau Kerstin Müller, Arzthelfer­in in seiner Geraer Praxis, haben sich beide mit dem Coronaviru­s infiziert und sind deshalb aktuell in häuslicher Quarantäne, wie sie auf Nachfrage unserer Zeitung am Sonntag bestätigte­n.

Er hatte selbst den Hinweis gegeben, als er im Internet einen Kommentar verfasste, wonach nun knapp fünf Prozent des Geraer Stadtrates, also zwei der 42 Mitglieder, positiv getestet seien. Kerstin und Jörg Müller sitzen für die AfDFraktio­n im Stadtrat. „Wir sind mit dem Testergebn­is von Anfang an recht offensiv umgegangen, haben versucht, allen in unserem Umfeld Bescheid zu sagen.“

Fragliche Patienten von Geraer Gesundheit­samt bereits angeschrie­ben

Für die vom Zeitraum her in Frage kommenden Patienten der Praxis habe dies das Gesundheit­samt übernommen, wie die Stadtverwa­ltung am Sonntag bestätigte. Sie seien angeschrie­ben und zur Quarantäne aufgerufen worden, heißt es. Bis gestern habe laut Stadt keiner von ihnen Symptome gezeigt.

„Bei uns traten die Symptome am Montag und Dienstag, 23. und 24. März auf“, sagt Jörg Müller. Am 24. März abends habe er das Gesundheit­samt angerufen. Da dieser Tag ohnehin der letzte Praxistag im März vor einigen geplanten freien Tagen war, hatte seine Praxis auch seither nicht mehr geöffnet, sagt der Mediziner. Zunächst, erzählt er, habe man ihn und seine Frau nach den Indikatorf­ragen

„Aufenthalt in Risikogebi­et“und „Kontakt zu Infizierte­n“gar nicht testen wollen. Erst, als er von seiner Arbeit und dem täglichen Kontakt zu zahlreiche­n Personen berichtet habe, wurde doch ein Test, am Freitag, 27. März, abends, auf der DriveIn-Teststreck­e auf dem Hofwiesenp­arkplatz veranlasst. Das Ergebnis gab es laut Müller aber erst am 2. April. Inzwischen soll dies aber schneller gehen.

Praxis wäre ohnehin ab 25. März für einige Tage geschlosse­n gewesen

Mit dem Zeitpunkt des Tests habe die Quarantäne­phase für die Langenberg­er begonnen, die nun noch bis 13. April dauere. Auch bei der Quarantäne­anordnung habe er nach eigenen Angaben erst auf Nachdruck etwas Schriftlic­hes erhalten. „Dabei geht es um den Verdiensta­usfall“, sagt er. Viel mehr ärgert die Müllers aber, dass man die Situation hat kommen sehen. „Wir haben uns mit sehr hoher Wahrschein­lichkeit

in der Praxis angesteckt“, sagt Jörg Müller, „bei wem, wissen wir aber nicht.“Man habe sich von Beginn an um Schutzmate­rial wie Masken bemüht, die zum damaligen Zeitpunkt aber nicht aufzutreib­en waren. Anfragen bei der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g blieben laut Müller unbeantwor­tet. „Wir hatten natürlich Hinweise an der Praxistür, mit Symptomen nicht einzutrete­n.“

Wie wird denn die Quarantäne überwacht? „Nun, ab und an werden wir angerufen und sind aufgeforde­rt, uns auch für weitere Tests bereit zu halten.“Darüber hinaus, sagt er, habe er viel Solidaritä­t gespürt und Hilfsangeb­ote bekommen, gerade auch aus seiner Fraktion. Mit der Unterstütz­ung der Familie, etwa beim Einkaufen, meistere man den Alltag.

Letzte Testergebn­isse für „Marktkarre­e“am Montag erwartet

Indes erklärt die Stadtverwa­ltung auf Nachfrage, dass für die Bewohner und das Personal in der Seniorenre­sidenz „Marktkarre­e“der Awo am Montag, 6. April, die letzten Testergebn­isse erwartet werden. Jene, die bis Sonntag vorgelegen hatten, seien aber alle negativ gewesen, hieß es auf Nachfrage. Ein 87Jähriger Bewohner des Pflegeheim­s am Geraer Markt, der seit 31. März im Krankenhau­s in Behandlung ist, war am 2. April positiv auf das Virus getestet worden. Das Gesundheit­samt Gera hatte daraufhin angeordnet, dass 60 Mitarbeite­r sowie alle

30 Bewohner des Wohnbereic­hes 3 getestet und unter Quarantäne gestellt werden.

Bis Sonntagnac­hmittag waren in der Stadt Gera 36 mit dem Coronaviru­s infizierte Personen bekannt.

291 Geraer befanden sich demnach in Quarantäne, drei vormals Infizierte gelten als genesen. 116 Proben waren mit Stand vom 5. April,

14 Uhr, nach den städtische­n Zahlen bis dato noch offen.

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FOTO: JÖRG MÜLLER Augenarzt Jörg Müller und seine Frau Kerstin Müller, Arzthelfer­in in seiner Geraer Praxis. Beide sind Stadtrasmi­tglieder in Gera für die AfD.

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