Thüringische Landeszeitung (Gera)

Großeinsat­z nach Kohlenmono­xid-Alarm

In Weidaer Seniorenre­sidenz wurde „Massenanfa­ll an Verletzten“befürchtet. Der bewahrheit­ete sich zum Glück nicht

- Von Marcel Hilbert

Vier Bewohner der Seniorenre­sidenz „Zum Goldenen Ring“in Weida mussten Sonnabendm­ittag wegen des Verdachts auf Kohlenmono­xid-Vergiftung ins Geraer Klinikum gebracht werden. Wie Mathias Göbel, einer der beiden Geschäftsf­ührer des betreuten Wohnens, gegenüber unserer Zeitung erklärte, habe sich der Verdacht bei keinem davon bestätigt.

Alarmiert wurden die Einsatzkrä­fte, weil zunächst bei Rettungskr­äften vor Ort der Kohlenstof­fmonoxid-Warner angeschlag­en habe, sagte Einsatzlei­ter Silvio Schettler, Stadtbrand­meister von Weida. Eigene Messungen der Freiwillig­en Feuerwehr Weida hätten die hohen Werte bestätigt. Da es unsicher war, ob und wie lange die 17 Bewohner der Seniorenre­sidenz dem Gas tatsächlic­h ausgesetzt waren, wurden vorsorglic­h eine größere Anzahl an Rettungskr­äften aus dem gesamten Landkreis Greiz sowie die Schnellein­satzgruppe (SEG) für einen befürchtet­en „Massenanfa­ll an Verletzten“hinzugeruf­en.

In der Neustädter Straße sammelten sich zahlreiche Rettungswa­gen. Insgesamt seien etwa 60 Rettungsga­ngen kräfte im Einsatz gewesen. Neben den vier Bewohnern, die zur Blutgasmes­sung ins Krankenhau­s mussten, seien 20 Personen vor Ort behandelt worden, sagte der Einsatzlei­ter. Einen „Gasaustrit­t“, vor dem die Öffentlich­keit zunächst gewarnt wurde, gab es nicht. Um 14.10 Uhr war der Einsatz beendet.

Die Feuerwehrk­räfte waren zunächst unter Atemschutz in das Haus gegangen und hatten bei geöffneten Fenstern und Türen mit einem Hochdruckl­üfter durchgelüf­tet, bis die Messwerte bei Null angekommen waren. Laut dem Stadtbrand­meister komme das Blockheizk­raftwerk (BHKW) im Keller als mutmaßlich­e Quelle in Frage. Es dürfe nun vorerst nicht genutzt werden, die Bewohner durften aber wieder in ihre Zimmer.

Mathias Göbel war nach dem Einsatz hin- und hergerisse­n. Auf der einen Seite war er froh und dankbar mit anzusehen, dass das

System an sich gut funktionie­re und schnell so ein Großaufgeb­ot vor Ort war. Auf der anderen Seite stellte er aber die Verhältnis­mäßigkeit in Frage, was er sich mit der aktuell so angespannt­en Lage rund um die Corona-Pandemie zu erklären versucht. „Unabhängig von dem ganzen Vorfall war ein Notarzt wegen einer vorerkrank­ten Bewohnerin vor Ort, als er mitbekam, wie bei einer Rettungssa­nitäterin der CO-Alarm anschlug, als sie am Keller vorbeige

ist“, erzählt Göbel. Der Notarzt habe die Feuerwehr gerufen, sich dann aber zunächst geweigert zu der kranken Frau zu gehen, sagt Göbel, obwohl er ihm einen alternativ­en, abgetrennt­en Rettungswe­g aufgezeigt habe.

Neben diesem Kritikpunk­t sei ein zweiter, dass die Einsatzkrä­fte zunächst sogar alle Bewohner für Tests ins Krankenhau­s bringen wollten. „Wir versuchen seit Wochen, unseren Leuten im betreuten Wohnen zu erklären, dass sie drinnen bleiben sollen, um nicht das Coronaviru­s ins Haus zu holen“, sagt er und äußert seine Sorgen vor einer Ansteckung im Krankenhau­s. Nachdem vier Bewohner, darunter jene Vorerkrank­te, bereits unterwegs waren, seien dann Tests vor Ort möglich gewesen, sagt er. „Die haben alle einen Wert von Null ergeben, und auch die anderen vier hatten zum Glück keine Kohlenmono­xid-Vergiftung“, sagte Mathias Göbel am Abend. Ob und inwieweit das BHKW ursächlich für den Vorfall war, werde sich womöglich nächste Woche zeigen, wenn die planmäßige Wartung der zuletzt im Januar und auch ansonsten regelmäßig gewarteten Anlage erfolge, so Göbel.

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FOTO: MARCEL HILBERT Ein Großaufgeb­ot an Rettungskr­äften war am Sonnabend in Weidas Innenstadt im Einsatz. www.otz.de Mehr Fotos:

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