Thüringische Landeszeitung (Gera)
Covid-19: Diabetes kein Risikofaktor
Für Betroffene besteht laut Experten keine besondere Gefahr – wenn sie sonst gesund sind
Diabetiker, die nicht von Herz-Kreislauf-Krankheiten oder anderen Folgeerkrankungen betroffen sind, haben kein erhöhtes Risiko, die neuartige Lungenkrankheit Covid-19 zu bekommen. Das ist ein zentrales Ergebnis des aktuellen „Diabetes Update 2020“, das jetzt als Kongress im Livestreaming mit rund 500 Teilnehmern und 14 Referenten online übertragen wurde.
Eine weitere wichtige Erkenntnis betrifft Patienten mit Bluthochdruck. Laut der Deutschen Diabetes-Hilfe haben bis zu 80 Prozent der Menschen mit Diabetes Typ 2 erhöhten Blutdruck. „Wer Medikamente dagegen nimmt, sollte diese keinesfalls absetzen oder etwas an der Medikation ändern, ohne mit dem behandelnden Mediziner zu sprechen“, sagt Stephan Martin, Chefarzt für Diabetologie im Verbund Katholischer Kliniken Düsseldorf. Er leitete den Kongress, bei dem Studien-Highlights aus der Diabetesforschung vorgestellt wurden.
Der Diabetologe warnt vor Spekulationen, denen zufolge Blutdrucksenker wie ACE-Hemmer besonders anfällig für Coronavirus-Infektionen machen. „Es gibt im Gegenzug Hinweise, die besagen, dass genau diese Medikamente vor einem Versagen der Lunge schützen könnten“, erklärt Martin. Wer blutdrucksenkende Medikamente ohne Rücksprache absetzt, erhöht damit für sich das Risiko, einen Herzinfarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Auch die Deutsche Hochdruckliga (DHL) rät in diesem Zusammenhang zur Besonnenheit und empfiehlt zugleich, den Blutdruck zu Hause selbst zu messen sowie mithilfe eines Blutdrucktagebuchs (gibt es zum Download unter www.hochdruckliga.de) für den Arzt zu dokumentieren. Grundsätzlich sollten Patienten laut Martin alle empfohlenen Schutzmaßnahmen befolgen. „Wir haben derzeit keine Ausgangssperre – also bitte auch an die allgemeine Gesundheitsvorsorge wie Bewegung an der frischen Luft denken. Eine aktuelle
Studie aus den USA beschreibt, dass Fernsehen tödlicher ist als normales Sitzen“, ergänzt der Experte. Die Ursachen seien nicht ganz klar, ein Grund könnte laut Martin der Energieverbrauch beim Fernsehen sein. „Lesen oder Arbeiten am Computer verbraucht deutlich mehr Energie“, sagt der Experte. Auch werde vermutet, dass die schnellen Bildfolgen Stresshormone auslösen – was sich ungünstig auf den Körper auswirkt. Perspektivisch empfiehlt Stephan Martin zudem allen, die empfindlich gegenüber Infektionen sind, sich regelmäßig impfen zu lassen und beispielsweise InfluenzaImpfungen stets wahrzunehmen.