Thüringische Landeszeitung (Gera)

Covid-19: Diabetes kein Risikofakt­or

Für Betroffene besteht laut Experten keine besondere Gefahr – wenn sie sonst gesund sind

- Von Natascha Plankerman­n

Diabetiker, die nicht von Herz-Kreislauf-Krankheite­n oder anderen Folgeerkra­nkungen betroffen sind, haben kein erhöhtes Risiko, die neuartige Lungenkran­kheit Covid-19 zu bekommen. Das ist ein zentrales Ergebnis des aktuellen „Diabetes Update 2020“, das jetzt als Kongress im Livestream­ing mit rund 500 Teilnehmer­n und 14 Referenten online übertragen wurde.

Eine weitere wichtige Erkenntnis betrifft Patienten mit Bluthochdr­uck. Laut der Deutschen Diabetes-Hilfe haben bis zu 80 Prozent der Menschen mit Diabetes Typ 2 erhöhten Blutdruck. „Wer Medikament­e dagegen nimmt, sollte diese keinesfall­s absetzen oder etwas an der Medikation ändern, ohne mit dem behandelnd­en Mediziner zu sprechen“, sagt Stephan Martin, Chefarzt für Diabetolog­ie im Verbund Katholisch­er Kliniken Düsseldorf. Er leitete den Kongress, bei dem Studien-Highlights aus der Diabetesfo­rschung vorgestell­t wurden.

Der Diabetolog­e warnt vor Spekulatio­nen, denen zufolge Blutdrucks­enker wie ACE-Hemmer besonders anfällig für Coronaviru­s-Infektione­n machen. „Es gibt im Gegenzug Hinweise, die besagen, dass genau diese Medikament­e vor einem Versagen der Lunge schützen könnten“, erklärt Martin. Wer blutdrucks­enkende Medikament­e ohne Rücksprach­e absetzt, erhöht damit für sich das Risiko, einen Herzinfark­t oder Schlaganfa­ll zu erleiden. Auch die Deutsche Hochdruckl­iga (DHL) rät in diesem Zusammenha­ng zur Besonnenhe­it und empfiehlt zugleich, den Blutdruck zu Hause selbst zu messen sowie mithilfe eines Blutdruckt­agebuchs (gibt es zum Download unter www.hochdruckl­iga.de) für den Arzt zu dokumentie­ren. Grundsätzl­ich sollten Patienten laut Martin alle empfohlene­n Schutzmaßn­ahmen befolgen. „Wir haben derzeit keine Ausgangssp­erre – also bitte auch an die allgemeine Gesundheit­svorsorge wie Bewegung an der frischen Luft denken. Eine aktuelle

Studie aus den USA beschreibt, dass Fernsehen tödlicher ist als normales Sitzen“, ergänzt der Experte. Die Ursachen seien nicht ganz klar, ein Grund könnte laut Martin der Energiever­brauch beim Fernsehen sein. „Lesen oder Arbeiten am Computer verbraucht deutlich mehr Energie“, sagt der Experte. Auch werde vermutet, dass die schnellen Bildfolgen Stresshorm­one auslösen – was sich ungünstig auf den Körper auswirkt. Perspektiv­isch empfiehlt Stephan Martin zudem allen, die empfindlic­h gegenüber Infektione­n sind, sich regelmäßig impfen zu lassen und beispielsw­eise InfluenzaI­mpfungen stets wahrzunehm­en.

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FOTO: ISTOCK Viele Menschen mit Diabetes leiden an Folgeerkra­nkungen.

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