Thüringische Landeszeitung (Gera)

Alice, allein auf einer Insel

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Warum ist sie an diesem Ort? Eben war sie noch Alice Littlebird. Nun wird das Mädchen aus dem Volk der Cree Nummer 47 gerufen. Die Neunjährig­e ist weit weg von zu Hause, und die langen, schwarzen Zöpfe hat man ihr auch abgeschnit­ten. Ihre Eltern mussten sie der Polizei mitgeben, sonst wäre ihr Vater im Gefängnis gelandet.

In dem Internat, wo Alice hingebrach­t wurde, sollen die Töchter und Söhne der kanadische­n Ureinwohne­r „umerzogen“werden. So nennen es die Leute. Solche Schulen zur Umerziehun­g der Kinder von Ureinwohne­rn hat es nicht nur im Land Kanada gegeben, sondern auch in den USA und Australien.

Dazu gehört auch: Die Kinder dürfen ihre eigene indianisch­e Sprache nicht mehr sprechen. Alice versucht, tapfer zu sein. Vor allem will sie zu ihrem Bruder Terry, der dort schon seit zwei Jahren lebt.

Das Treffen muss aber heimlich geschehen. Jungen und Mädchen dürfen keinen Kontakt zueinander haben, selbst wenn sie Geschwiste­r sind. Die beiden planen zu fliehen.

Die Fluchtgesc­hichte „Alice Littlebird“liest man mit angehalten­em Atem – so spannend ist sie. Als die Geschwiste­r einen See überquert haben und Terry noch mal zurückkehr­t, um ihre Spuren zu verwischen, wird er geschnappt! Jetzt muss Alice allein auf einer kleinen Insel zurechtkom­men. Inständig hofft sie, ihren Bruder bald wiederzuse­hen.

Grit Poppe: Alice Littlebird, Peter Hammer Verlag, Wuppertal, 238 Seiten, ab 11 Jahren, 15 Euro

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