Thüringische Landeszeitung (Gera)
Europacup: Spätestens im August muss der Ball rollen
Uefa-Chef Ceferin nennt Deadline. Kritik am Weltverband
Messi, Salah, Ramos – aneinandergereiht zieren die Trikots der Fußball-Granden das Büro von Aleksander Ceferin (Foto) und erinnern an magische Europapokal-Nächte, die derzeit so fern scheinen. Doch schon bald sollen sich die Stars auch wieder auf dem Rasen gegenüberstehen, an diesem Ziel hält der UefaBoss in der Coronakrise eisern fest. Einen genauen Plan für den Neustart hat Ceferin zwar nicht – eine Deadline aber sehr wohl.
„Es wird wohl Juli, August“, bis der Ball in Champions und Europa League wieder rollen könnte, wie der Präsident der Uefa im Aktuellen Sportstudio des ZDF sagte. Aber später darf es nicht werden, sonst ist die Europacup-Saison verloren: „Im September oder Oktober können wir das nicht mehr ausspielen“, sagte der Slowene.
Freilich sind alles nur Gedankenspiele. Das ungewisse Fortschreiten der Pandemie macht auch den zeitlichen Spielraum für die Rückkehr des Fußballs unvorhersehbar. Während Champions und Europa League auf unbestimmte Zeit unterbrochen sind, könnte in der Bundesliga der Spielbetrieb im Mai mit „Geisterspielen“wieder aufgenommen werden.
Auch im Europapokal sind Spiele ohne Zuschauer die realistische Option, dass in dieser Saison nochmal gespielt wird – auch wenn Ceferin diesen Gedanken zuletzt noch „schwer vorstellbar“fand. Jedoch sei es „auf jeden Fall besser“, wie er betonte, „Fußball ohne Zuschauer zu spielen und ihn zurück im Fernsehen zu haben, als überhaupt nicht.“Doch weiß auch der 52-Jährige, dass dies nicht in seiner Hand liegt. „Wenn uns die Behörden nicht mehr erlauben zu spielen“, sagte Ceferin, „dann können wir nicht mehr spielen.“Alleingänge, wie jenen der belgischen Liga, die ihre Saison vorzeitig abgebrochen hatte, darf es aber keinesfalls mehr geben. Ansonsten, warnte der Uefa-Chef, droht gar der Ausschluss aus dem Europapokal.
Der Ton wird rauer – besonders, wenn es um die Fifa geht. Ceferin kritisierte den Weltverband für die Pläne zur Verteilung der angedachten finanziellen Hilfen für Verbände, Klubs und Spieler. Die Fifa hatte die Aktion angekündigt, ohne Summen zu nennen. „Wir sollten dem zustimmen, so dass die Fifa-Administration dann entscheiden kann, wer wie viel Geld bekommt. Das ist nach meiner Auffassung und der von noch ein paar anderen Leuten etwas seltsam“, so Ceferin: „So kann keiner kontrollieren, wohin die Summen fließen.“Vielmehr bräuchte es „strikte Regularien“, man könne „nicht einfach der Fifa-Administration überlassen, wer am meisten Hilfe braucht.“
Auch Ceferin hat jedoch registriert, dass sich viele Klubs in „sehr schweren finanziellen Nöten“befänden. Bei der Uefa sei es daher „definitiv auch eine gute Überlegung“, die Regeln des Financial Fairplay zu lockern. „Wir setzen das jetzt auch erst einmal aus“, sagte Ceferin, „und dann schauen wir, wie die Saison zu Ende geht.“