Thüringische Landeszeitung (Gera)
Piplicas kurioses Eigentor
Vor 18 Jahren erlangte Keeper Berühmtheit
Tomislav Piplica lehnt lässig am Torpfosten, als ein gequältes Lächeln über sein Gesicht huscht. „Ja, gegen Gladbach. Natürlich erinnere ich mich“, sagt der ehemalige Torhüter von Energie Cottbus, der heute als Nachwuchstrainer beim FC Carl Zeiss Jena arbeitet. Immer wieder wird der Bosnier wegen seines legendären Eigentors vom 6. April 2002 angesprochen, das als eines der kuriosesten in die BundesligaGeschichte eingegangen ist.
Rückblick: Im Stadion der Freundschaft ist die Hölle los. Cottbus führt gegen Gladbach mit 3:2, der Sieg ist in der 85. Minute zum Greifen nah. Doch dann befördert Keeper Piplica eine völlig harmlose Bogenlampe von Marcel Witeczek mit dem Hinterkopf ins eigene Tor. Das unerklärliche Eigentor läuft im Fernsehen rauf und runter, sogar TV-Moderator Stefan Raab lud Piplica ein. „Der hat immer wieder angerufen: ‘Tomislav, komm doch bitte in meine Show.’ Ich habe erst abgesagt, aber er blieb hartnäckig, bis ich sagte: ‘Ich komme, wenn du aufhörst zu fragen’“, erzählte Piplica: „In der Sendung erhielt ich den Raab der Woche, danach war ich in ganz Deutschland bekannt.“
Auf den Ruhm hätte der heute 51Jährige, der auch wegen Pferdeschwanz und riskanter Ausflüge Kultstatus erlangte, gerne verzichtet. „Ich habe den Ball unterschätzt“, sagte Piplica: „Ich habe unter der Latte gestanden und gedacht, dass der Ball rüber geht. Zu dieser Zeit war so viel Wind gewesen, und auf einmal hat der Ball meinen Hinterkopf getroffen.“
Sportliche Folgen hatte der Fauxpas für Energie keine: Eine Woche später machte Cottbus beim 0:0 in Stuttgart den Klassenerhalt perfekt. Bester Mann auf dem Platz: Piplica, trotz eines gebrochenen Fingers. „Ich habe viele gute Spiele gemacht, bin zweimal mit diesem kleinen Verein aufgestiegen“, sagte der Bosnier: „Das macht mich stolz, und dieses Tor gehört auch dazu.“