Thüringische Landeszeitung (Gera)
Viele Bahnhöfe in Thüringen sind verkauft
15 Gebäude seit den Neunzigern abgerissen
In Thüringen hat die Deutsche Bahn AG seit Mitte der
1990er-Jahre 231 frühere Empfangsgebäude von Bahnhöfen verkauft. Weitere 15 seien abgerissen worden, so ein Bahnsprecher.
1994, als die Deutsche Bahn mit der Deutschen Reichsbahn fusionierte und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurde, hatte sie noch über 311 solcher Gebäude in Thüringen verfügt. Die meisten von ihnen seien aus heutiger Sicht überdimensioniert und nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben gewesen, hieß es von der Bahn.
Abgerissen wurden unter anderem die Bahnhofsgebäude in Waltershausen (Landkreis Gotha), Ronneburg (Landkreis Greiz), Schwarza bei Rudolstadt und Werther (Landkreis Nordhausen). Neue Besitzer fanden beispielsweise die Gebäude in Apolda (Weimarer Land), Plaue (Ilm-Kreis), GeraZwötzen und Bad Salzungen (Wartburgkreis).
Beim Kauf haben Kommunen und Länder gesetzlich geregelte Vorkaufsrechte, aber auch private Interessenten, die ein Nutzungskonzept vorlegen, können zum Zuge kommen. Ehemalige Bahnhöfe in Thüringen dienen laut Bahn heute teilweise als Studentenunterkunft oder wurden zu Wohnungen und Pensionen umgebaut. Das Empfangsgebäude in Ilmenau sei heute Teil der Technischen Universität (TU).
Typisch für die oft noch aus dem
19. Jahrhundert stammenden Gebäude sind große Wartesäle, Bahnhofsgaststätten, Fahrkartenschalter und Räume für die Lagerung und Abfertigung von Expressgütern und Gepäck. In Zeiten von Online-Tickets und Fahrkartenautomaten oder des Gepäcktransports durch ein von der Bahn beauftragtes Logistikunternehmen haben sie ihre ursprüngliche Funktion verloren.
Die Bahn selbst betreibt in Thüringen noch zehn Empfangsgebäude, so die Hauptbahnhöfe in Erfurt und Gera und die Bahnhöfe Eisenach, Saalfeld und Jena-Paradies. Zudem betreibt sie in ihrem 1400 Kilometer umfassenden Streckennetz
290 sogenannte Verkehrsstationen, wozu Bahnsteige, Personentunnel, Treppen und Aufzüge gehören.